Studie zur Nachrichtennutzung:Die hilfreiche Krise

Soziale Medien

Das Interesse an Nachrichten ist vor allem bei jüngeren Zielgruppen zu spüren und äußert sich auch in zunehmenden Digital-Abonnements.

(Foto: Christin Klose/dpa)

Die Corona-Pandemie beschleunigt den Wandel in der Nachrichtenindustrie. Das Vertrauen in Medien ist gestiegen.

Von Aurelie von Blazekovic

In der Pandemie etwas Positives zu sehen, fällt im Allgemeinen nicht leicht. Zu groß waren und sind Entbehrungen, Schäden, Folgen, sowohl medizinisch, psychisch als auch wirtschaftlich. Für Nachrichtenmedien jedoch, so der Konsens bei der Vorstellung des Reuters Digital News Reports am Mittwoch, könnte die Krise auch hilfreich sein.

Der Digital News Report ist der weltweit umfassendste Bericht zur Nachrichtennutzung. Erstellt wird er jährlich vom Reuters Institute, einer Forschungseinrichtung an der britischen Universität Oxford. Der aktuelle Bericht beschäftigte sich insbesondere mit der Frage, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr auf die globale Nachrichtenindustrie hatte. Demnach stieg die Nutzung von Fernsehen und Online-Medien, während die Nutzung von Print-Erzeugnissen dem jahrelangen Trend folgend weiter sank, was im Zusammenhang mit Lockdowns auch mit der erschwerten Zustellung von Zeitungen zu tun hatte.

Grund zur Hoffnung sah der Hauptautor der Studie, Nic Newman, im weltweit gestiegenen Vertrauen in Medien im Jahr 2021. In Deutschland gaben etwa 53 Prozent der erwachsenen Nutzer an, den Nachrichten im Allgemeinen zu vertrauen - acht Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vor allem in Ländern mit starken und unabhängigen öffentlich-rechtlichen Medien wie Deutschland, dem Vereinigten Königreich oder Norwegen stieg auch die Nutzung dieser vertrauten Medienmarken.

Besonders Online-Medien bemerkten eine verstärkte Nachfrage

Die Krise habe Trends auf dem Nachrichtenmarkt beschleunigt. So sei das Interesse an Nachrichten vor allem bei jüngeren Zielgruppen zu spüren und äußere sich auch in zunehmenden Digital-Abonnements. Das erklärten leitende Medienmacherinnen aus Europa (von der BBC, der Financial Times, El Pais und der Süddeutschen Zeitung) bei einer Online-Diskussion nach der Vorstellung des Berichts. Dennoch kämpften Medien weltweit mit Finanzierungsproblemen, die vor allem mit wegbrechenden Werbe- und Anzeigenkunden zu tun haben, bei Print-Medien auch mit einer sinkenden Auflage.

Das gesteigerte Interesse an Nachrichtenmedien war dem Bericht zufolge stark an große Ereignisse gebunden. Besonders Online-Medien bemerkten je nach Schwere der Corona-Pandemie eine verstärkte Nachfrage an Informationen. Auch die US-Wahl führte zu stärkerer Nachrichtennutzung. In den Vereinigten Staaten ist das Interesse an Nachrichtenmedien allerdings nach der Wahl Joe Bidens wieder abgefallen, besonders stark bei dem Teil des Publikums, der politisch eher rechtsorientiert ist.

Sorgen um Falschinformationen nahmen in diesem Jahr leicht zu, in Deutschland äußerten 37 Prozent Bedenken, eventuelle Falschmeldungen im Internet nicht von Fakten unterscheiden zu können - in Brasilien waren es 82 Prozent. Fehlinformationen zum Thema Corona hatten 46 Prozent der Befragten in Deutschland innerhalb einer Woche gesehen.

Die diesjährigen Ergebnisse basieren auf Umfragen in 46 Ländern, darunter mit Indien, Indonesien, Thailand, Nigeria, Kolumbien und Peru sechs neue. Insgesamt wurden für den Reuters Digital News Report mehr als 74 000 Menschen im Januar und Anfang Februar 2021 befragt.

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