Süddeutsche Zeitung

Relotius-Affäre:Claas Relotius geht gegen Moreno-Buch vor

  • Der ehemalige Spiegel-Mitarbeiter Claas Relotius geht mit Hilfe seines Anwalts gegen das Buch "Tausend Zeilen Lüge" des Autors Juan Moreno vor.
  • Relotius' Anwalt, der Medienrechtler Christian Schertz, bestätigte der SZ, dem Verlag Rowohlt Berlin liege seit gestern die Forderung einer Unterlassungserklärung vor.
  • Der Autor und freie Spiegel-Reporter Juan Moreno widerspricht in einer Stellungnahme dem Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben.

Der ehemalige Spiegel-Reporter Claas Relotius geht mit Hilfe seines Anwalts gegen das Buch "Tausend Zeilen Lüge: Das System Relotius und der deutsche Journalismus" des Autors Juan Moreno vor. Das bestätigte Relotius' Anwalt, der Medienrechtler Christian Schertz, der SZ. Zuerst hatte die Zeit darüber berichtet.

Schertz sagte der SZ, Morenos Verlag Rowohlt Berlin sei seit Dienstag im Besitz des Abmahnschreibens. Man habe gefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben und werde Klage einreichen, sollte dies nicht geschehen.

Es gehe "nicht nur um Petitessen, sondern um erhebliche Falschbehauptungen", sagt Christian Schertz der SZ. Die Frage, ob Relotius mit den Kollegen jeden Tag Mittagessen war oder die Tür zu seinem Büro immer verschlossen war, "vermittelt eine Authentizität des Berichts, die die Geschichte offenbar nicht hat". Moreno habe mit Relotius für die Recherche nie gesprochen und kenne ihn im Ergebnis überhaupt nicht.

Wie die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, sind mehr als 20 Stellen aus Morenos Buch Gegenstand einer Forderung auf Unterlassung. Die Stellen sollen "erhebliche Unwahrheiten und Falschdarstellungen" beinhalten. Dabei gehe es unter anderem um den Schluss des Buchs, der nahelegt, dass der Fälscher nach seiner Entlarvung weiter gelogen habe: Relotius habe behauptet, er sei in einer Klinik in Süddeutschland. Eine Sekretärin aber habe ihn auf einem Fahrrad gesehen. "In Hamburg." - damit endet Morenos Buch. Allerdings gebe es dafür keine hinreichenden Belege, sagt Anwalt Schertz. "Die Szene hat es so nie gegeben." Moreno selbst widerspricht in einer Stellungnahme gegenüber der Zeit dem Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben. Der Rowohlt-Verlag hat eine Anwältin eingeschaltet und bezeichnet das Vorgehen als "Versuch, mit Randfragen und Nebenschauplätzen den Reporter Moreno zu diskreditieren".

In der Zeit erklärt Relotius auch, er sei sich seiner "eigenen großen Schuld heute sehr bewusst" und wolle "durch die Auseinandersetzung mit dem Buch nicht davon ablenken". Relotius kritisiert, dass Moreno eine Figur konstruiere, ohne ihn persönlich zu kennen oder mit Menschen aus seinem persönlichen Umfeld gesprochen zu haben.

Das Buch, in dem der freie Journalist Moreno schildert, wie er den Fälschungsskandal um Relotius beim Spiegel aufdeckte, ist im September erschienen. Darin schreibt Moreno auch von psychischem Druck und den Anfeindungen, denen er in den Monaten vor Bekanntwerden der Fälschungen von Relotius ausgesetzt war.

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