Süddeutsche Zeitung

Relaunch:Kittelweg

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Dr. Eckart von Hirschhausen praktiziert wieder - auf Papier: Beim "Stern"-Ableger "Gesund Leben" firmiert der Moderator, Komiker und Autor mit Medizinhintergrund nun als Chefreporter - mit vollem Körpereinsatz.

Von Christoph Fuchs

Der Arztkittel ist eigentlich auch nichts anderes als ein Kostüm. Schreibt Eckart von Hirschhausen und meint damit erst mal nur, man solle einen sibirischen Schamanen nicht nach seinem Gewand beurteilen. Dass der Kittel wirklich gut als Kostüm taugt, das demonstriert in Deutschland gerade eindrucksvoll: Hirschhausen selbst. Denn obwohl der Moderator, Komiker und Autor mit Medizinhintergrund schon lange nicht mehr im Krankenhaus arbeitet, trägt er weiterhin den Kittel und begrüßt die Leserschaft des Hefts, für das er laut Impressum ab sofort der Chefreporter sein soll, auf der ersten Seite in Weiß.

Damit will Gruner + Jahr an den Erfolg von Barbara anknüpfen. Schon der etwas sperrige Titel Dr. v. Hirschhausens Stern Gesund Leben verrät aber, dass der Verlag anders als für Barbara Schöneberger kein neues Heftkonzept erfunden, sondern dem bestehenden Stern Gesund Leben den Hirschhausen-Stempel aufgedrückt hat. Der will, dass neben medizinischem Mehrwert auch das "Wohlfühlen" nicht zu kurz kommt, trifft deshalb etwa Bestseller-Förster Peter Wohlleben und fragt ihn, ob er mit Bäumen redet. Antwort: "Nee." In der Titelgeschichte beschreibt Hirschhausen, der sich selbst "Doktor der Nation" nennt, wie er zehn Kilo verloren hat. Nicht nur der Zwischentitel "Die Hüfte ist mehr als die Summe aller Teilchen" erinnert dabei an die von Innereien geprägte Bestsellerliste.

Der Großteil der Texte stammt aus der Feder von Gruner-Journalisten, thematisch reichen sie von nachlassender Sehkraft bis hin zum Gefühl der Geborgenheit. Auch wenn er nicht selbst schreibt, soll Hirschhausen präsent sein, deshalb notiert er Kommentare an den Rand. In angedeuteter Handschrift. Denn, so Hirschhausen in einer seiner Anmerkungen, erst wenn ein Arzt Hand anlegt, bekommt der Patient das Gefühl: "Da hat mich jemand begriffen."

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Quelle:
SZ vom 04.01.2018
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