Red Bull GmbH:Dietrich Mateschitz - Sportfan, der die Geduld verloren hat

Dietrich Mateschitz

Dietrich Mateschitz gilt als notorisch misstrauisch; Reportern, die ihm auf die Pelle rücken, droht er schon mal oder erteilt ihnen Hausverbot. (Archivbild)

(Foto: dpa)

Unternehmungen müssen sich auszahlen, entweder monetär oder ideell: Das ist die Philosophie des österreichischen Milliardärs. Bei Servus TV sieht er offenbar keinerlei Erfolgsaussichten mehr.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Manchmal, wenn ein Sportflieger laut über den Wolfgangsee brummt, schauen die Leute hoch und sagen: "Schau da, der Mateschitz". Ob das Fliegen so nah über dem Wasser erlaubt sei, fragt dann vielleicht ein Tourist. "Nein", sagen die Einheimischen, "aber das ist der reichste Mann Österreichs, was wollen Sie dem verbieten?" Womit die Sache als erledigt gilt.

Ob es wirklich immer der Milliardär Dietrich "Didi" Mateschitz ist, der da im Anflug auf sein riesiges Anwesen über die Wellen jagt, das weiß am Wolfgangsee niemand so genau. Aber um den Mann, der mit einem 49-prozentigen Anteil an der Red Bull GmbH reich geworden ist, der Sportclubs, Flugzeuge und Immobilien sammelt wie andere Menschen Briefmarken, um den ranken sich nicht nur im Salzkammergut so viele Gerüchte, dass es auf eines mehr oder weniger nicht ankommt.

Mateschitz gilt als notorisch misstrauisch; Reportern, die ihm auf die Pelle rücken, droht er schon mal oder erteilt ihnen Hausverbot. Der spröde Sportfan, der mittlerweile 72 ist, gibt selten Interviews, und Einblicke in sein Privatleben gewährt er schon gar nicht. Eben deshalb sind es meist Gerüchte aus der Welt seiner Unternehmen, die Schlagzeilen machen: Zuletzt, im Frühjahr, hatte es Krach bei seinem Fernsehsender Servus TV gegeben, weil Mateschitz überraschend bekannt geben ließ, dass er den Sender schließen werde. Nachrichten hatten die Runde gemacht, dass Mitarbeiter über die Gründung eines Betriebsrats nachdächten - und einen Betriebsrat wollte Mateschitz nicht dulden: zu viel Kontrollverlust. Erst als die Angestellten öffentlich abschworen, wurde das Aus für Servus TV wieder abgesagt.

Keine Lust mehr auf ein Investment, das weder monetären noch ideellen Profit verspricht

Nun hat der Sender aber angekündigt, zumindest den Betrieb in Deutschland und der Schweiz zum Jahresende einzustellen: zu schlecht die Zahlen, zu gering die Erfolgsaussichten. Anders als der Streit vom Mai war dieser Schritt allerdings schon länger angekündigt worden. Mateschitz verspürt offenbar keine Lust mehr, sein Vermögen in ein Investment zu packen, das langfristig weder monetären noch ideellen Profit verspricht.

Das ist bei vielen seiner Liebhaberprojekte wie Ski- und Motorsport, Fußball und Eishockey, aber auch bei seinem karitativen Engagement anders. Ohne seine massive Unterstützung hätte etwa RB Leipzig nicht so schnell den Weg in die Fußball-Bundesliga geschafft. Und das riesige Sponsoring-Netzwerk für Sportler und Sportarten, das der Konzern unterhält, rechnet sich vielleicht sogar über die Vermarktung von Red-Bull-Brause und Fernsehrechte.

Aber der Marketing-Spezialist kann auch anders: 70 Millionen Euro soll er allein für Forschung zum Thema Querschnittslähmung gespendet haben. Zuletzt wurde der passionierte Pilot vermehrt im Salzkammergut, aber auch in seiner steirischen Heimat gesichtet. Man werde im Alter "ein bissel hoamsinnig", sagte er unlängst in einem seiner seltenen Interviews.

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