Die frühere Murdoch-Verlagschefin Rebekah Brooks hat vor einem Untersuchungsausschuss ihre enge freundschaftliche Beziehung zu Premierminister David Cameron offengelegt. Brooks hatte im Juli 2011 auf dem Höhepunkt der Abhöraffäre um Zeitungen aus dem Imperium des Medien-Unternehmers Rupert Murdoch zurücktreten müssen.
Cameron (45) habe ihr zahlreiche Handy-Kurznachrichten geschickt und meist mit dem Kürzel "DC" unterzeichnet, sagte die 43-Jährige unter Eid im sogenannten Leveson-Ausschuss aus. Dass Cameron ihr zum Teil ein Dutzend SMS am Tag geschickt habe, sei aber "lächerlich" - es habe sich eher um ein oder zwei Nachrichten pro Woche gehandelt.
Bisweilen habe der Regierungschef unter seine SMS-Nachrichten auch das Kürzel "LOL" gesetzt. Sie habe ihm dann aber erklärt, dass dies nicht etwa - wie von ihm vermutet - "Lots of Love" ("Viel Liebe") bedeutet, sondern "Laughing out Loud" ("Lautes Lachen"). Dann habe er nur noch mit "DC" unterzeichnet. Ein gefundenes Fressen: Im Internet machte umgehend nach der Aussage das Schlagwort "LOL-Gate" die Runde.
Brooks gilt als eine der Schlüsselfiguren in der Abhör- und Bestechungsaffäre bei den britischen Murdoch-Zeitungen News of the World und The Sun. Bei beiden Blättern war sie Chefredakteurin, bevor sie als Vorstandschefin zur Zeitungsholding "News International" wechselte, in der neben den beiden Blättern auch die Times und die Sunday Times erschienen.
Wie sie nun aussagte, wurde sie bereits 2008 in Griechenland Zeugin eines längeren Gesprächs zwischen Murdoch und Cameron. Auch sie selbst habe ein freundschaftliches Verhältnis zu dem Politiker gepflegt.
Auf dem Höhepunkt der Abhöraffäre im vergangenen Sommer musste Brooks ihr Amt abgeben. Sie wurde inzwischen zwei Mal von der Polizei unter anderem wegen Korruptionsverdachts festgenommen und auf Kaution wieder freigelassen. Als sie zurücktreten musste, hätten sowohl Cameron als auch Schatzkanzler George Osborne sowie der frühere Premierminister Tony Blair ihr "indirekt" ihr Mitleid ausgedrückt, erklärte Brooks nun. Cameron habe bedauert, dass er nicht loyaler zu ihr sein könne.
Der britische Regierungschef war in der Murdoch-Affäre wegen seiner Nähe zu Brooks mehrmals unter Druck geraten. Unter anderem hatte er zugeben müssen, bei einem gemeinsamen Ausritt auf dem Pferd gesessen zu haben, das Scotland Yard als Dauerleihgabe an die Medienmanagerin gegeben hatte.
Coulson bestreitet Kenntnisse im Abhörskandal
In der Affäre um politische Verstrickungen mit dem Medienimperium von Rupert Murdoch hatte zuletzt der ehemalige Regierungssprecher Andy Coulson aussagen müssen. Coulson war von Premierminister David Cameron eingestellt worden, obwohl er wegen der Abhöraffäre beim Skandalblatt News of the World bereits hatte zurücktreten müssen.
Der konservative Politiker hatte den früheren Journalisten 2007 in sein Wahlkampfteam geholt und ihn nach der erfolgreichen Wahl im Mai 2010 zum Kommunikationschef der Downing Street gemacht. Wegen der inzwischen aufgeflogenen Abhör- und Bestechungsaffäre bei Murdoch-Medien musste er dort gehen.