Schlesinger-Skandal:RBB plant Intendantenwahl schon am Mittwoch

Schlesinger-Skandal: Interimsnachfolger soll schnell kommen: Nach dem Schlesinger-Skandal sucht der RBB eine Retterin oder Retter aus dem Chaos.

Interimsnachfolger soll schnell kommen: Nach dem Schlesinger-Skandal sucht der RBB eine Retterin oder Retter aus dem Chaos.

(Foto: Paul Zinken/dpa)

Der Verwaltungsrat des Senders will zudem das umstrittene Bonus-System noch diese Woche abschaffen.

Von Claudia Tieschky

Der RBB-Rundfunkrat will schon an diesem Mittwoch eine Interimsintendantin oder einen Interimsintendanten wählen. Das erfuhr die SZ aus informierten Kreisen. Demnach sondiert die vorige Woche eingesetzte Findungskommission noch bis Dienstag, welche Bewerberinnen und Bewerber sich am Mittwoch dem Gremium zur Wahl stellen. Namen wurden nicht genannt, offenbar hat sich die Findungskommission noch nicht abschließend auf einen Personenkreis festgelegt.

Wann die amtierende RBB-Geschäftsführung um Hagen Brandstäter tatsächlich außer Dienst gesetzt wird, hängt auch damit zusammen, wann der neue Intendant oder die neue Intendantin das Amt antreten kann. Das soll jedoch nach der Wahl so schnell wie möglich passieren, wie es hieß. Im RBB wird jetzt ein Retter oder eine Retterin gesucht, der oder die den strauchelnden Sender stabilisiert und aufräumt: Offenbar soll das Amt künftig eine Person führen, die nicht aus dem RBB stammt und nicht zwingend aus dem ARD-Umfeld. Keinesfalls aber soll, wegen des obersten Gebots der Staatsferne im Rundfunk, jemand aus dem politischen Raum zur Wahl stehen.

Der bisherigen Führung, die im Wesentlichen aus der alten Geschäftsführung um die entlassene Intendantin Patricia Schlesinger besteht, traut man im RBB keine Erneuerung mehr zu - die ARD-Intendantinnen und -Intendanten hatten der RBB-Spitze öffentlich das Vertrauen entzogen. Der Rundfunkrat hat deshalb zusammen mit der Rechtsaufsicht, die derzeit das Land Brandenburg führt, das Vorgehen sondiert: Dass ein Interimsintendant gewählt wird, ist im RBB-Staatsvertrag nicht vorgesehen; dennoch hat sich der Rundfunkrat nun zu diesem Schritt entschlossen, um den RBB zu stabilisieren. Ein Interimsintendant oder eine Interimsintendantin soll maximal ein Jahr amtieren.

Die Findungskommission besteht aus der Verwaltungsratsvorsitzenden Dorette König, dem Rundfunkratsvorsitzenden Dieter Pienkny, Personalratschefin Sabine Jauer und der Sprecherin der Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Dagmar Bednarek. Am Dienstag tagt zudem der RBB-Verwaltungsrat. Bei der Sitzung soll es um die Abschaffung des Bonus-Systems gehen, das der Geschäftsführung in den vergangenen Jahren hohe und intransparente Zuschläge gewährte. Das Bonus-System war im Zuge des Schlesinger-Skandals öffentlich geworden und hatte intern Empörung ausgelöst. Der amtierende Intendant Hagen Brandstäter, der unter Schlesinger Verwaltungsdirektor des RBB war und selbst von den Boni profitierte, hatte zusätzlich Kritik auf sich gezogen, weil er bei der Sitzung des Landtags von Brandenburg zur RBB-Affäre das Bonus-System nicht beim Namen nennen wollte. Der Vertrag für die neue Intendantin oder den neuen Intendanten soll der Verwaltungsrat dann auf jeden Fall auf einer neuen Grundlage und ohne Bonus aushandeln, ist zu hören.

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