USA: Rassistische Moderatorin:Meinungsfreiheit auf republikanisch

Rassistische Äußerungen beendeten die Karriere der Radiomoderatorin Laura Schlessinger. Just eilt Sarah Palin herbei, um ihre Bürgerrechte zu retten.

Lena Jakat

Sie kann es einfach nicht lassen: Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin mischt munter mit in den Debatten, die die Vereinigten Staaten bewegen. Momentan sind das die Diskussion um den Bau eines islamischen Kulturzentrums in Manhattan - und eine Neuauflage der Rassendebatte.

File photo of Dr. Laura Schlessinger appearing on the CNN program 'Larry King Live'

"Nigger, Nigger, Nigger": Die streitbare Talkerin Laura Schlessinger hatte elf Mal in ihrer Sendung das N-Wort gebraucht. Im folgenden Entrüstungssturm kündigte sie ihren Rückzug aus dem Rundfunk an.

(Foto: REUTERS)

Laura Schlessinger ist erfolgreiche Moderatorin einer täglichen Radiosendung und republikanisches Sprachrohr. In der vergangenen Woche disqualifizierte sie sich durch rassistische Äußerungen in ihrer Sendung derart, dass sie sich zuerst entschuldigte und dann ihren Job aufgab.

Jetzt bekommt sie Rückendeckung von der Galionsfigur der US-amerikanischen Rechten. Die streitbare Politikerin Sarah Palin ließ per Twitter folgende Zeilen verlauten:

Dr.Laura:don't retreat...reload! (Steps aside bc her 1st Amend.rights ceased 2exist thx 2activists trying 2silence"isn't American, not fair")

Entschlüsselt lauten diese kryptischen Buchstaben- und Zahlenreihen in etwa: "Dr. Laura, tritt nicht ab...lad' nach! (Sie) Trat zurück, weil ihre Bürgerrechte (d.h. ihr Recht auf öffentliche Meinungsäußerung) nicht mehr gelten - dank der Aktivisten, die sie zum Schweigen bringen wollten. Es ist unamerikanisch', sagen sie, 'unfair'".

Die Phrase klingt vertraut, benutzte Palin doch dieselben kriegerischen Worte, um die Proteste gegen Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform anzuheizen.

Schlessinger, Dr. Schlessinger, moderierte mit der Dr. Laura Show eine der erfolgreichsten Beratungssendungen des Landes. Ihr Doktortitel ist zwar echt, allerdings erwarb die lizenzierte Eheberaterin ihn weder in Psychologie noch in Medizin, sondern in Physiologie. Schlessinger war in der Vergangenheit vor allem durch homophobe Einlassungen aufgefallen. Homosexualität sei "ein biologischer Fehler", sagte die gebürtige New Yorkerin einmal. Oder: "Ein Großteil der männlichen Homosexuellen hat es auf kleine Jungs abgesehen." Der liberale Blog The Huffington Post wartet inzwischen mit einer detaillierten Chronik von Schlessingers Äußerungen auf.

Der aktuellen Entrüstungssturm erhob sich, nachdem die Moderatorin in ihrer Sendung, in der Hörer ihre Probleme schildern, elf Mal das Wort "Nigger" gebraucht hatte. Ausgelöst hatte diesen Wortschwall eine schwarze Anruferin, die sich über rassistische Kommentare der Freunde ihres - weißen - Ehemanns empörte. Nach einem Schlagabtausch über die Verwendung von "Nigger" und den Tonfall der Moderatorin, legte Schlessinger schließlich auf. Sie sei selbst schuld, ließ sie die Hörerin noch wissen: "Wenn du so übersensibel in Sachen Rasse bist, und keinen Humor hast - dann heirate nicht außerhalb deiner Rasse."

Nachdem sie sich bald nach den ersten empörten Reaktionen für ihre Wortwahl entschuldigt hatte, kündigte die Moderatorin in Larry Kings Talkshow ihren Rückzug aus dem Rundfunk an. Dabei klang sie allerdings weniger reumütig. Sie wolle ihr Bürgerrecht auf freie Meinungsäußerung zurück, sagte sie. "Ich will sagen können, was ich denke und fühle und von dem ich denke, dass es hilfreich und nützlich ist, ohne dass jemand wütend wird."

Und mit Bürgerrechten scheint sich Schlessinger ja ebenso gut auszukennen wie Sarah Palin.

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