Rassismusvorwurf auf Twitter gegen spanische Zeitung:Danke fürs Gegenlesen

Mit dieser harschen Reaktion hatte der Herausgeber von "El Periódico de Catalunya" nicht gerechnet, als er eine Reportage über Kleinkriminalität vorab auf Twitter veröffentlichte. Die User empörten sich über deren rassistische Linie - darunter auch ein ehemaliger EU-Politiker. Enric Hernández ließ es trotzdem drucken.

Javier Càceres

Eine breite Entrüstung bei Lesern über den rassistischen Grundton einer Titelreportage hat die Seite 1 der sozialdemokratisch ausgerichteten Zeitung El Periódico de Catalunya (Barcelona) umgestoßen.

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Durch das hohe Maß an Entrüstung auf Twitter musste El Periódico de Catalunya eine angekündigte Reportage überarbeiten.

(Foto: ddp)

Chefredakteur Enric Hernández musste die angedachte Fassung einer angekündigten Reportage über Kleinkriminalität in Barcelona ändern, nachdem er ihre Kopie - wie mittlerweile in Spanien üblich - über das Sozialnetzwerk Twitter verbreitet hatte.

Auch der frühere Generalsekretär des Rates der EU, Javier Solana, hatte sich empört. Das Niveau sei ziemlich tief, fand Solana.

In besagter Reportage ging es um die Orte mit den meisten Taschendieben der katalanischen Hauptstadt. Der Stadtplan sei von einem Touristenführer erarbeitet worden, werde mittlerweile von der Polizei genutzt - und ist voller ethnischer Stigmatisierungen, von denen sich die Zeitung zunächst nicht sonderlich distanzierte. Tenor: "die Bosnierinnen", "die Mauren", "die Rumänen", "die Peruaner" klauen.

In der ersten Fassung der Periódico-Titelseite wurde noch vor einer "Bedrohung für einen (wirtschaftlichen) Schlüsselsektor" der Stadt gewarnt. In der zweiten Fassung hieß es hingegen, der Plan sei "voller rassistischer Ausdrücke" und setze "das Ansehen der Stadt herab". Chefredakteur Hernández dankte den Lesern fürs Gegenlesen.

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