Radiorechte der Fußball-Bundesliga:Konferenzprobleme bei der ARD

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Die letzten Minuten der Radioübertragung von Bundesliga-Spielen, die so genannte Schlusskonferenz, ist für Fußballfans legendär. Doch jetzt muss sich die ARD mit der Deutschen Fußball-Liga über die Übertragungsrechte einigen. Sonst könnte die DFL sich einen neuen UKW-Partner suchen.

Christopher Keil

Zu den Legenden des deutschen Fußballs zählen die Schlussminuten der Radioübertragungen am Samstagnachmittag. Es gibt dafür einen feststehenden Begriff, die Schlusskonferenz der ARD, und sie ist nicht nur bei Nostalgikern beliebt, also im extremen Fall bei Fans, die sich über die Preispolitik ("Champagnertribüne") in deutschen Stadien mokieren, aber auch heute noch am liebsten nicht mehr als sieben D-Mark für einen Stehplatz bezahlen möchten - wobei die internationalen Fußball-Verbände Stehränge aus Sicherheitsgründen bekanntlich nicht mehr zulassen und die nationalen Ligen sich deshalb anpassen müssen.

Uli Hoeneß, auch eine Legende des deutschen Fußballs, hat deshalb einmal eine Wutrede gehalten auf Mitglieder des FC Bayern München, die den Zusammenhang zwischen teuren Haupttribünentickets und billigen Hintertorsitzen nicht begreifen wollten. Ob sich Hoeneß wohl aufregt, fiele künftig die Schlusskonferenz der ARD-Radios weg, also das beglückende Durcheinander samstags zwischen 17 Uhr und circa 17.20 Uhr?

Ganz sicher nicht, denn eine Radioschlusskonferenz von den Spielen der Fußball-Bundesliga wird es weiterhin geben. Die Frage ist nur, ob wie bisher nur auf den Ultrakurzwellen (UKW) der ARD, also auf Bayern 1 zum Beispiel, da heißt die Sendung am Samstagnachmittag seit 1964 Heute im Stadion. Bei WDR 2 läuft zeitgleich Liga Live, es gibt auch "SWR-1-Stadion": Fußball Bundesliga live, und im zweiten Programm des Norddeutschen Rundfunks läuft Die Bundesligashow.

Am 15. Februar hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) der ARD offenbar ein zweites Mal angeboten, den bestehenden Rechtevertrag von Sommer 2013 an zu verlängern. Die Wertsteigerung soll etwa 700 000 Euro betragen haben: Bisher zahlt das Erste angeblich 6,8 Millionen Euro im Durchschnitt pro Saison. Künftig wären vermutlich 7,5 Millionen fällig geworden. Doch der von WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz vorbereitete Abschluss kam nicht zustande. Die ARD-Vertreter hielten den Zeitpunkt und die angebotene Summe für ungeeignet. Im Liga-Verband halten das jetzt manche für "ein falsches Signal".

Bundesligavereine wünschen sich Wettbewerbsmodell

Tatsächlich soll es Kräfte geben in der Gemeinschaft der Bundesligavereine, die sich für die Radiorechte ein Wettbewerbsmodell wünschen. Eine geschickt geschnittene Ausschreibung der Fernsehrechte erbrachte auf einer kartellamtsgeprüften Auktion gerade 628 Millionen Euro jährlich, die die DFL von 2013/2014 an bis 2017/18 erlöst. 105 Millionen davon kommen vom Ersten. Im Hörfunk geht es um sieben Prozent dieser Summe. Warum wünschte sich Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks und in der ARD für die Sportrechte zuständig, einen späteren Verhandlungszeitpunkt?

Nach SZ-Informationen hatte Wilhelm strategische Gründe. Er wollte der DFL nicht durch eine frühe Einigung auf Basis einer ungefähr zehnprozentigen Preissteigerung das Gefühl vermitteln, die ARD sei bei der Fernsehrechteversteigerung zu allem bereit.

Hat Wilhelm möglicherweise das Selbstbewusstsein der DFL-Manager unterschätzt? Um viel Geld kann es denen nicht mehr gehen. Im Ersten herrscht Zuversicht, die ARD sei ein bewährter Partner der Fußball-Bundesliga. Hatte die DFL nicht im Fall des Pay-TV-Senders Sky die langjährige Kooperation herausgestellt? Allerdings zahlt Sky fast 2 Milliarden Euro, um weitere vier Jahre Bundesligaspiele live zu verwerten.

WDR-Hörfunk-Direktor Schmitz sagte an diesem Sonntag auf Anfrage: "Die Gespräche (wurden) unterbrochen, um das Ergebnis der Fernsehausschreibung abzuwarten. Wann und wie das Thema Hörfunk wieder aufgegriffen wird, wird sich demnächst entscheiden." Das heißt nichts. Sollte sich die DFL einen neuen UKW-Partner suchen oder basteln, wäre das für die ARD kein geringes Konferenzproblem.

© SZ vom 23.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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