An politischen Exzentrikern herrscht in Großbritannien kein Mangel, weniger denn je. Doch auch frühere Jahrzehnte brachten einige bizarr schillernde Exemplare hervor. Ein besonders kurioses davon: Unity Valkyrie Mitford. Ginge es um Popkultur, würde man sie Groupie nennen. Ihr Idol indessen war: Adolf Hitler.
1934 reiste sie, gerade mal 20, nach München. Weshalb, ist die selbstbewusste Göre in dem Hörspiel "Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an" zu vernehmen, solle sie sich mit dem ideologischen Abklatsch in ihrer Heimat begnügen, wenn sie auch den deutschen Nationalsozialismus studieren könne. Mitford lauerte Hitler auf und bekam tatsächlich Zugang zu ihm - dabei war ihr zweiter Vorname Walküre hilfreich. All das schildert Michaela Karl in der Biografie über Unity Mitford. Das Buch dient Eva Solloch nun als Grundlage für ihre Hörspiel - ein Biopic, die zugespitzte Erzählung eines denkwürdigen Lebens also. Hier fällt chronologisch in eins, was Karl Marx in Ergänzung eines Hegel-Zitats einmal bemerkte: dass weltgeschichtliche Tatsachen sich sozusagen zweimal ereigneten - einmal als Tragödie, einmal als Farce. Während die Geschichte ihren brutalen Gang nahm, spielte sich parallel diese Posse ab: Mitford wurde gleichzeitig für eine Spionin gehalten (von Goebbels) und für ein törichtes Mädchen (vom britischen Geheimdienst). Eva Braun und auch ein paar Männer im Dunstkreis Hitlers waren eifersüchtig auf sie. Und was Mitford an politischer Agitation betrieb, war nicht ungefährlich und doch auch: lächerlich. Diesen Wahnwitz breitet das Hörspiel aus. Es stellt unentwegt die Frage, was davon man glauben darf. Man ahnt: erschreckend viel.
"Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an" , NDR Kultur, 20 Uhr.