Radio:Vale

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Der Finnische Rundfunk hat seit 1989 lateinische Nachrichten gesendet. Weil man mit Liebhabereien in Zeiten knapper Ressourcen haushalten muss, haben die Macher die Sendung "Nuntii Latini" jetzt mit Grandezza beendet.

Von Hermann Unterstöger

Wenn es um Latein in den Medien ging, wurde an erster Stelle immer Finnland genannt: Eher, dachten alle, setzt sich ein Kamel in die Sauna, als dass der Sender Yle Radio 1 seine lateinischen Nachrichten einstellt. Diese Nuntii Latini gibt es seit 1989, und es ist ihnen in dieser für ein exotisches Format extrem langen Zeit gelungen, weltweit etwa 40 000 Hörerinnen und Hörer an sich zu binden.

Allwöchentlich wurde am Freitag um 18.15 Uhr gesendet. Die Aktualitäten aus aller Welt wurden vollständig in Latein gestaltet und wechselweise von einem Sprecher und einer Sprecherin verlesen. Sitz der Redaktion war Helsinki, die Arbeit leisteten Tuomo Pekkanen, emeritierter Professor der Universität Jyväskylä, Virpi Seppälä-Pekkanen und Reijo Pitkäranta, Dozent an der Universität Helsinki.

Wie weit man mit der Sprache der Römer ausgreifen kann, zeigt Tuomo Pekkanens Beispiel. Der Mann, Jahrgang 1934, schrieb nicht nur an Horaz und Catull orientierte Texte für die finnische Band "Reine Rimón Eiusque Papae Fervidissimi" ("Reine Rimón and Her Hot Papas"), sondern übersetzte im Auftrag des Staates auch das finnische Nationalepos "Kalevala" ins Lateinische, 22 795 Verse immerhin.

Grund für das Ende der Nuntii ist die Ansicht des Senders, dass man in Zeiten knapperer Ressourcen mit Liebhabereien haushalten müsse. So kam es zu einer letzten Ausgabe, die zunächst wie üblich gestaltet war, also mit Meldungen wie der, dass sich die Afrikanische Schweinepest nun auch an Finnland heranmacht; im Glossar lernt man, dass dieses Übel auf Finnisch afrikkalainen sikarutto heißt, auf Lateinisch hingegen febris suīna Āfricāna.

Am Ende kam schließlich noch einmal Tuomo Pekkanen zu Wort. "Nuntii Latini finiti", schrieb er, und wie es sich für einen guten Nachrichtenmann schickt, vergaß er auch die Zuhörer nicht, von denen er sich so verabschiedete: "Auscultatoribus, quorum grex ad omnes orbis continentes amplificatus est, propter fidelitatem gratias quam maximas agimus et valedicimus." Google übersetzt das so: "Das Hören, von der aller Welt davon, dass ich mit einer Herde des geehrt werden soll, sagen, im Interesse der Treue zum gegebenen danke, danke, und Sie werden Abschied so groß wie möglich bieten." Im Lateinunterricht hätte es dafür sicherlich eine üble Note gegeben.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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