Süddeutsche Zeitung

Radio:Panik im All

Natürlich kann man sich begeistern für die technischen Aspekte der Raumfahrt. Aber ebenso gut auch für die mentalen: Ein Hörspiel erzählt schwerelos von der tieferen Wahrheit der bemannten Raumfahrt.

Von Stefan Fischer

Die erste bemannte Mondlandung war keine kühl kalkulierte Ingenieurleistung. Sie war eine Gotteserfahrung. Zu dieser Behauptung jedenfalls versteigt sich Patricia Görg in ihrem Hörspiel Die Gesänge der Raumfahrer, fantasievoll inszeniert von Anouschka Trocker. Was eine wunderbare Idee ist: Natürlich kann man sich begeistern für die technischen Aspekte der Raumfahrt. Aber ebenso gut auch für die mentalen. Drei Männer, die in einer Blechbüchse durchs All zischen? Das ist so verrückt, dass man darüber wahnsinnig werden könnte. Vor allem, wenn man einer aus dem Trio ist.

Oder ein Hörer dieser, nun ja, Geschichte. Görg schafft Platz in der Enge, setzt ihr Publikum mit in die Mondfähre. Was die Situation nicht besser macht. Aber es gibt Beistand. Von einem schwebenden Kassettenrekorder, der Lieder gegen die Panik abspielt. Und noch ist alles nur eine Übung. Ein Lehrgang. Die Bodenhaftung geht aber auch jetzt bereits verloren. Vedische Feuer scheinen auf oder werden imaginiert. Was weiß man schon darüber, ob man Hirngespinste sieht oder die Wirklichkeit. Real ist jedenfalls der Lachssalat, den alle zu essen bekommen. Verdirbt der eigentlich in der Schwerelosigkeit?

Eine Spielerei, eine Spinnerei. Aber was war die Mondlandung von Armstrong, Aldrin und Collins anderes? Ein Jungstraum, dem Patricia Görg nun ihre Fantasie entgegensetzt.

Die Gesänge der Raumfahrer , DLF Kultur, 22.03 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 17.07.2019
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