Radio:Königstöchter

Eine Hörspielgroteske über Frauen im Schatten berühmter Mütter: Die von Hildegard Knef backt, die von Marlene Dietrich versinkt im Qualm. Alles Kunstfiguren, versteht sich.

Von Stefan Fischer

Seit Helmut Schmidt vor ein paar Jahren in Günther Jauchs ARD-Talkshow eine letzte von vielen Zigarette ausgedrückt hat, ist nicht mehr so viel geraucht worden im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie nun in Mariola Brillowskas Hörspiel Institut Elektra. Die kuriose Eingangsszene wird rhythmisiert vom Husten kettenrauchender Frauen. Eine von ihnen ist die Tochter Marlene Dietrichs. Sie braucht seelischen Beistand, da man sie wegen übler Nachrede belangen möchte - sie hat sich geringschätzig über ihre tote Mutter geäußert.

Als sich der Qualm lichtet, gibt er eine Szenerie aus einem Paralleluniversum frei. Lauter Töchter berühmter Mütter hat Brillowska ins Institut Elektra einbestellt, dort wollen und sollen sie ihre angeknacksten Psychen kurieren. Hildegard Knefs Tochter backt unentwegt Kuchen und präsentiert sie in einer Kunstausstellung. Die Tochter der Kosmonautin Valentina Tereschkowa leidet daran, dass die dominante Mutter noch lebt und dem ehemaligen sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew immer ähnlicher wird - innerlich wie äußerlich. Arthur Millers Tochter ist schon deshalb neben der Spur, weil bei ihr ganz schnöde der Vater berühmt ist. Die Nachfahrin der Dietrich spielt derweil Mitschnitte von Telefonaten ab, in denen die Diva siemm auffordert, ihr Sauerkraut nach Paris zu schicken.

Alle diese prominenten Frauen haben tatsächlich Töchter, die jedoch nichts gemein haben mit Brillowskas Kunstfiguren. Der Autorin betreibt höheren Blödsinn, der sehr komisch ist durch pointierte Brechungen. Sobald zu viel Ernsthaftigkeit droht, unterläuft Brillowska sie sofort.

Institut Elektra, WDR 3, Samstag, 19.04 Uhr.

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