Hörfunktipps:Schillernde Figuren

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Nicht nur Felder standen unter Wasser wie in Heimerzheim nach den Starkregenfällen im Juli. Auch viele Menschen kamen zu Schaden. (Foto: Fabian Strauch/picture alliance/dpa)

Hörspiel-Mehrteiler, eine Krimi-Reihe und einen spannenden Rückblick auf das Hochwasser im Sommer: Radio zum Jahreswechsel.

Von Stefan Fischer

Meine Familie und ich

Feature, WDR 5, Sonntag, 13.04 Uhr

Der renommierte Feature-Autor Marc Bädorf berichtet in dieser Sendung aus einer persönlichen Perspektive - und erzählt dennoch eine Geschichte von großer Allgemeingültigkeit. Familienangehörige, Freunde und Bekannte Bädorfs leben im Landkreis Euskirchen und sind dort im vergangenen Juli Opfer des Hochwassers geworden. Im Stil eines Tagebuchs berichtet Bädorf, wie sie nach dieser Katastrophe neu beginnen. Auf der konkreten, lebenspraktischen Ebene, indem sie ihr Restaurant oder eine Kindertagesstätte wieder in Schuss bringen und sich dabei schwertun mit der Bürokratie und der Suche nach Handwerkern. Und zugleich auch auf der psychischen Ebene, auf der sie mit ihrer Frustration und ihren Ängsten fertigwerden müssen. Mit dem Drang, vor diesen Herausforderungen zu resignieren.

Eurotrash

Hörspiel, SWR 2, Neujahr, 18.20 Uhr

Bei der gemeinsam produzierten Hörspiel-Adaption von Christian Krachts Roman Imperium hatte der HR den Vortritt, er strahlte den Zweiteiler im November aus, der SWR zog an Weihnachten nach. Die beiden Sender haben gleich auch noch Krachts jüngstes Werk Eurotrash fürs Radio inszeniert, diesmal läuft die Ursendung beim SWR (Teil 2 am 2. Januar, 18.20 Uhr). Walter Adler ist der Regisseur dieses Roadtrips, den ein Erzähler namens Christian Kracht, gespielt von Sylvester Groth, mit seiner alten und kranken Mutter, gespielt von Jutta Hoffmann, unternimmt. Es ist der Versuch zweier Menschen mit erheblichen emotionalen Defiziten, den Gespenstern ihrer Existenzen zu entkommen. Dazu gehört, sich von einem beträchtlichen Teil des Besitzes zu lösen, was gar nicht so einfach ist - wenn man Fehler der Eltern und Großeltern nicht wiederholen möchte.

Serjosha & Schultz

Krimi-Hörspiel, DLF Kultur, Silvester, 18.30 Uhr

Ende der Neunzigerjahre, in Berlin hat noch längst nicht zusammengefunden, was angeblich zusammengehört. Doch Serjosha, einst Kriminalbeamtin West, und Schultz, einst Kriminalbeamtin Ost, geben sich Mühe, ein gutes Ermittlerinnen-Duo abzugeben. Oliver Bukowski hat die beiden Berliner Polizistinnen erfunden und zwischen 2004 und 2011 sechs Krimi-Hörspiele mit den beiden Hauptfiguren geschrieben. In denen hat der Wahnsinn Methode, die Fälle sind immer hart an der Groteske und einem irrwitzigen Berliner Alltag entlangerzählt. Deutschlandfunk Kultur wiederholt die Reihe nun in loser Folge, beginnend mit einem Doublefeature: Serjosha & Schultz und Eigen Fleisch und Blut. Die weiteren Episoden: Einer für alle (17.1.), Heißer Winter (7.2.), In Grund und Boden (28.2.) und Frauensache (28.3., jeweils 22.03 Uhr).

Tyll

Hörspiel, WDR 3, Neujahr, 19.04 Uhr

Mit Daniel Kehlmanns Tyll ist der magische Realismus zurückgekehrt in die deutsche Literatur. Das Buch entwirft ein detailkundiges, aber auch märchenhaft fiktives Panorama des Dreißigjährigen Krieges, mit einem Helden Eulenspiegel, der aus dem 13. Jahrhundert entliehen ist. In seiner vierteiligen Hörspieladaption hat der Regisseur Alexander Schuhmacher einen saftigen Kosmos inszeniert. Lars Rudolph spielt einen grantigen Tyll, Sylvester Groth einen derben Schwedenkönig Gustav Adolf, Jakob Diehl einen jämmerlichen Winterkönig Friedrich. Sie und andere tolle Schauspieler erfüllen das düstere, tragikomische Panoptikum schillernder Figuren in der Radiofassung mit Leben. Um die Menschen geht es: um ihre Gier und Neugier, Brutalität und Rivalität, ihren Hochmut und ihre Erbärmlichkeit. Weitere Folgen: immer samstags.

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