Hörfunktipps:Was läuft im Radio?

(Foto: Christian Tönsmann (Illustration))

Falsche Erinnerungen, erfreuliche Wiederentdeckungen und verstörende Großmannssucht: die spannendsten Sendungen im Hörfunk verlangen dem Publikum manches ab.

Von Stefan Fischer

Trauma

Ausgehend vom Prozess zwischen Amber Heard und Johnny Depp stellt sich Ruth-Maria Thomas, selbst lange in einer toxischen Beziehung, die Frage, was sich entlädt, wenn Heard aufgrund ihrer Aussagen Morddrohungen erhält. Daraus hat sie ihren Essay Toxic - Über häusliche Gewalt und verletzende Beziehungen entwickelt (SWR 2, Sonntag, 23.03 Uhr). Sexuelle Gewalt wird häufig erst Jahre später angezeigt, die Vorwürfe basieren dann allein auf Aussagen zumeist traumatisierter Personen, die ihren Erinnerungen teils selbst misstrauen. Michael Weisfeld schildert im ARD-Radiofeature Falsche Erinnerung? Doku über False Memory und sexuelle Gewalt den Kampf um die Glaubwürdigkeit erlittener sexueller Gewalt (u. a. MDR Kultur, Donnerstag, 18 Uhr; SWR 2, Freitag, 15.05 Uhr).

Höhenflug

Eine wunderbare Wiederentdeckung des Schriftstellers Thomas Brasch ist das Hörspiel Woanders, in dem Diana Näcke, Masha Qrella und Christina Runge dessen Texte umkreisen, auch musikalisch (DLF Kultur, Mittwoch, 22.03 Uhr). Ebenfalls ein so poetisches wie musikalisches Stück ist das Hörspiel A Funeral March to the First Cosmonaut von Etel Adnan und Ulrike Haage über den ersten Menschen im All, Jurij Gagarin, sowie generell über Höhenflüge und Abstürze (Bayern 2, Freitag, 21.03 Uhr).

Allmacht

Eine Rede an die Nation hält Helmut Qualtinger in der Rolle eines an Allmachtsfantasien leidenden Häftlings in Günter Seurens Hörspiel von 1970 (WDR 3, Sonntag, 19.04 Uhr). Ein Sendungsbewusstsein hat auch die Hauptfigur in Clemens J. Setz' Hörspiel Flüstern in stehenden Zügen: Ein einsamer Mann sucht menschliche Nähe, indem er in Callcenter anruft - und die Mitarbeiter dort dann belehrt (SWR 2, Sonntag, 18.20 Uhr).

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