Radio-Debatte um "Puls" und BR-Klassik:Künstlicher Konflikt

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Peter Maffay bei der Verleihung des Musikpreises Echo im März 2014. (Foto: dpa)

Die Debatte um die Verlegung des Klassiksenders des Bayerischen Rundfunks ins digitale Radio inszeniert sich als Generationenkonflikt. Dabei geht es doch um: Musik!

Ein Gastbeitrag von Peter Maffay

In den vergangenen Wochen wurde viel über die Pläne des BR geschrieben und diskutiert, die Jugendwelle "Puls" zukünftig auf UKW zu senden und den Klassiksender Bayern 4 ins digitale Radio zu verlegen.

Was mich dabei irritiert ist die Tatsache, dass von einem Generationenkonflikt und sogar einem Radiokrieg zwischen Klassik-Fans und Verfechtern der Jugendwelle gesprochen wird. Dabei geht es doch im Grunde um eine Sache, die vor allem auch uns Musikern sehr wichtig ist: die Musik! Leider gerät die bei diesen Debatten meist in den Hintergrund. Ich habe mir ein wenig Zeit genommen und die Sachlage genauer betrachtet. Dabei komme ich zu dem Schluss, dass es in dem künstlich heraufbeschworenen Konflikt eigentlich nur zwei Sieger geben kann: Die bayerische Jugend und die Klassik weltweit.

Ich selbst höre gerne Klassik. Allerdings möchte ich sie in bester digitaler Qualität hören und am besten auch zu einem von mir frei gewählten Zeitpunkt und an einem von mir frei gewählten Ort. Deswegen finde ich das Vorhaben, das digitale Angebot von BR-Klassik in Zukunft auszubauen nur logisch. Wenn dabei auch noch per Tausch eine UKW-Frequenz für eine bayerische Jugendwelle frei wird, ist das auf Neudeutsch eine Win-Win-Situation. Als Musiker, der sich viele Newcomer anhört und sie fördert, begrüße ich sehr, dass es einen Radiosender auf UKW geben soll, der sich vor allem auch der jungen bayerischen Musikszene verschrieben hat.

Verlegung von BR-Klassik
:Gespaltene Meinungen beim Bayerischen Rundfunk

Mehr als 50 000 Menschen haben sich dagegen ausgesprochen, dass der Bayerische Rundfunk den Jugendsender "Puls" künftig auf der UKW-Frequenz von BR-Klassik ausstrahlt, und den Spartensender stattdessen nur noch digital anbietet. Obwohl BR-Intendant Wilhelm sehr dafür wirbt, gibt es auch im Rundfunkrat Bedenken.

Von Claudia Fromme

Es ist niemandem gedient, wenn das öffentlich-rechtliche Radio aufgrund von Überalterung bei den Jugendlichen an Bedeutung verliert und sie zu anderen Formaten und Portalen abwandern. Viele Jugendliche in Bayern, die übrigens auch Gebühren zahlen und deswegen ein Anrecht auf die Abbildung ihrer Popkultur haben, werden vom allgemeinen Hitradio oft nicht bedient. Wer also nicht nur "die besten Hits der 70er, 80er, 90er" hören will, sondern auch einfach mal nur von Musik erfahren will, die vielleicht aus der eigenen Region stammt, hat hier wieder eine Heimat. Man hat es als zeitgenössische deutsche Band sowieso nicht so leicht, wenn es darum geht, im Radio gespielt zu werden. Nachdem es bei der werbefreien Jugendwelle keinen kommerziellen Quotendruck gibt, kann man in der Musikauswahl aus dem vollen Nachwuchs-Topf schöpfen und damit eine komplett neue Klientel zum Radio führen - die bisherigen Nicht-Radio-Hörer.

Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass gutes Radio wichtige gesellschaftliche Funktionen erfüllt: Es dient der Information, fördert die Bewusstseinsbildung und die Fähigkeit zur Artikulation. Das Radio sollte eine Plattform der heranwachsenden Generationen sein. Diese Aufgabe muss ein öffentlich-rechtlicher Sender vor dem Hintergrund seines Auftrags erfüllen.

Ich kann also das Vorhaben des BR nur unterstützen, Puls mit einer UKW-Frequenz zu der Relevanz zu führen, die es verdient hat. Geben wir junger Musik eine Plattform!

Der Autor ist Musiker und Produzent und lebt im bayerischen Tutzing.

© SZ vom 19.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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