Machtkampf beim "Spiegel":Ressortleiter widersetzen sich Chefredakteur Büchner

Die Krise beim "Spiegel" verschärft sich: Nicht nur, dass Chefredakteur Wolfgang Büchner die Redaktion verärgert. Nun will er zwei Ressortleiter entmachten - aber die wehren sich.

Von David Denk

Die Sitzung war kurz, die Stimmung "gespenstisch", berichtet ein Teilnehmer der "Lage" am Dienstag. Tags zuvor war bekannt geworden, dass der umstrittene Spiegel-Chefredakteur Wolfgang Büchner den Ressortleitern Lothar Gorris (Kultur) und Armin Mahler (Wirtschaft) die Auflösung ihrer Verträge und Urlaub zum Nachdenken angeboten hat. Durch ihr Erscheinen erteilten sie Büchner Dienstagfrüh eine Absage.

Mit dem - arbeitsrechtlich wohl ohnehin schwierigen - Versuch, zwei langjährige Führungskräfte zu entmachten, hat sich die Krise beim Spiegel weiter verschärft. Gegen Büchners Plan, alle Ressortleiterposten im Sinne einer Print-Online-Verzahnung neu ausschreiben zu lassen, wendeten sich per Petition mehr als 80 Prozent der Redakteure.

Die Gesellschafter einigten sich auf eine Sprachregelung zugunsten der Umstrukturierung, die Büchner zugleich anhält, ein kaum noch realistisch erscheinendes Einvernehmen mit der Redaktion zu finden.

Wie verfahren die Lage ist, zeigte zuletzt ein Brief aller Print-Ressortleiter gegen Büchners "Totalumbau"-Pläne. Der Versuch, Mahler und Gorris aus der Redaktion zu drängen, sei nur "als gezielter Angriff" zu werten, heißt es aus dem Spiegel. Intern ist von Büchners "Kalifat" die Rede. Dem Vernehmen nach ist eine Solidaritätsaktion mit Mahler und Gorris in Planung. Das Kulturressort stellt sich indes hinter Leiter Gorris, er genieße "hundertprozentigen Rückhalt, inhaltlich und persönlich".

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