Süddeutsche Zeitung

Putin und Trump bei "Fox News":"Präsident Putin war sehr, sehr stark"

  • Nach dem Helsinki-Gipfel geben Putin und Trump dem konservativen TV-Sender Fox News getrennt voneinander Interviews.
  • Putin gibt sich selbstsicher und streitet eine Einmischung Russlands in die US-Wahlen genervt ab.
  • Trump wird von einem eng vertrauten Journalisten befragt - er darf über angebliche "Fake News" schimpfen und das Verhältnis zu Russland unwidersprochen als "wirklich gut" loben.

Von Beate Wild, Austin

Beim Gipfel in Helsinki sprachen sie zunächst miteinander. Später plauderten US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin übereinander: Fox News, Trumps Lieblingssender, präsentierte am Montagabend nacheinander die - getrennt geführten - Interviews mit den beiden Protagonisten des Gipfeltreffens.

Den Anfang macht Putin. Im Gespräch mit dem Journalisten Chris Wallace, der anders als viele seiner Kollegen einen seriösen Ruf genießt, gibt er sich gewohnt selbstsicher. Stoisch wiederholt er seine Ansichten, die er wenig vorher schon bei der gemeinsamen Pressekonferenz vorgetragen hat. Die Einmischung Russlands in die US-Wahlen streitet er genervt ab. Als Wallace immer wieder versucht, Putins Redefluss mit Zwischenfragen zu unterbrechen, reagiert dieser gereizt. "Wenn Sie mich ausreden lassen, werden Sie Ihre Antwort bekommen", schnauzt Putin den Fox-News-Mann an.

Konkrete Antworten gibt es trotzdem keine. Putin stellt am Ende die Anstrengungen von Sonderermittler Robert Mueller in Frage und sagt, dass der US-Kongress entscheiden müsse, ob er mit Muellers Arbeit zufrieden sei.

"Warum sind Putin-Gegner am Ende oft tot?"

Interessanter wird das Gespräch erst, als Wallace fragt: "Warum sind Putin-Gegner am Ende oft tot?". Der russische Präsident verzieht keine Miene und fragt provozierend zurück: "Wer hat denn keine politischen Feinde? Ist Kennedy nicht in den USA umgebracht worden? Und Martin Luther King?" Ja, in Russland gebe es Kriminalität. In den USA aber auch.

Sichtbar ärgerlich wird Putin, als Wallace ihn zu seinem Image befragt. Wie Russland im Ausland dargestellt werde, sei nicht richtig, findet der russische Präsident. "Und ich bin nicht der autoritäre Herrscher, als der ich porträtiert werde."

Drei Stunden später strahlt Fox News das Gespräch aus, das Trump unmittelbar nach der Pressekonferenz mit Sean Hannity geführt hat. Der Fox-News-Journalist gilt als enger politischer Vertrauter Trumps, fungiert abwechselnd als Berater am Telefon und inoffizieller Sprecher im TV. Dementsprechend unkritisch, ja gar schmeichlerisch sind Hannitys Fragen.

Bereits im Anfangsmonolog redet sich Hannity mit seiner üblichen Schimpftirade über Hillary Clinton und ihren E-Mail-Skandal vor der Präsidentschaftswahl in Rage. Was die "Fake News" mit Trump veranstalteten, sei eine "Hexenjagd", wiederholt er gebetsmühlenartig.

Im Interview verliert sich Trump dann ebenfalls in den gewohnten Plattitüden. Es habe "absolut keine Einmischung Russlands" in die US-Wahlen gegeben. Das habe ihm Putin ganz deutlich versichert. "Präsident Putin war sehr, sehr stark", schwärmt er.

Sonderermittler Mueller sei schuld am bisher schlechten Verhältnis zwischen den beiden Ländern. "Die Mueller-Ermittlungen haben einen Keil zwischen Russland und die USA getrieben", ist Trumps Meinung. Eine "künstliche Hexenjagd" sei das, "zurechtgebastelt" und eine "echte Schande". "Doch seit heute verstehen wir uns wirklich gut mit Russland."

Über was sie denn sonst noch gesprochen hätten? Über "Krieg und Frieden", Syrien, die Ukraine und Israel. "Putin ist ein Freund von Bibi", sagt Trump und meint damit Israels Premier Benjamin Netanjahu. Den Iran-Deal würde Putin am liebsten behalten, erzählt Trump dann noch, weil Russland Geschäfte mit Iran mache. Doch für die USA und die Welt sei das nicht akzeptabel.

Dann bringt Hannity, der sich offenbar in der Rolle des Stichwortgebers gefällt, noch Deutschland und die russische Gas-Pipeline "Nord Stream 2" ins Gespräch, die der US-Präsident während des Nato-Gipfels in der vergangenen Woche heftig kritisiert hatte. Trump nickt und sagt: "Angela Merkel hält sich nicht an die Nato-Vereinbarungen. Sie zahlt Russland Milliarden Euro, das ist ihre Entscheidung. Aber wir zahlen dafür, die EU zu beschützen." Das könne so nicht weitergehen.

Anfangs hat Fox News Schwierigkeiten, auf Linie zu bleiben

So weit, so bekannt. Damit bewegte sich Fox News wieder auf jener Linie, die es kurz nach der Pressekonferenz noch verloren zu haben schien. Denn zunächst hatten selbst die Fox-Moderatoren Schwierigkeiten, den Auftritt des US-Präsidenten als Erfolg einzuordnen.

Trump wolle eben eine persönliche Beziehung zu Putin aufbauen, probierte es Korrespondent John Roberts. "Surreal" kommentierte der Moderator Bret Baier. Und Abby Huntsman, die am Wochenende Trumps Lieblingssendung "Fox & Friends" moderiert und Tochter des amerikanischen Botschafters in Moskau, Jon Huntsman, ist, twitterte: "Keine Verhandlung ist es wert, das eigene Volk und die eigene Nation hinzuhängen."

Bald jedoch fanden die Mitarbeiter des Murdoch-Senders Gründe, die Helsinki-Reise als Erfolg zu loben. "Das ist ein Präsident, der stark ist, keine Angst hat und mit Autorität führt", sagte die Fox-News-Moderatorin Kimberly Guilfoyle, die privat inzwischen passenderweise mit dem Präsidentensohn Donald Trump Jr. liiert ist.

Und spätestens mit dem Hannity-Auftritt hatte der Stamm-Fernsehsender des Trumpismus wieder das gewohnte Maß an Propaganda erreicht.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass Benjamin Netanjahu Staatschef, also Präsident Israels sei. Richtig ist, dass Netanjahu Ministerpräsident Israels ist. Präsident ist Reuven Rivlin.

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