Sie haben den Auftakt zu einer beispiellosen Enthüllungsserie gegeben: Für die Aufdeckung des Abhörskandals um den amerikanischen Geheimdienst NSA werden die Washington Post und der britische Guardian in der Hauptkategorie des diesjährigen Pulitzer-Preise ausgezeichnet. Dafür war eigens die wichtigste der 21 Preiskategorien geteilt worden, um zwei Blätter ehren zu können.Die beiden Zeitungen hatten das Material des Informanten Edward Snowden als erste veröffentlicht.
Der Guardian, der auch eine Online-Ausgabe für die USA betreibt, habe mit seiner "aggressiven Berichterstattung" eine "Debatte über das Verhältnis zwischen der Regierung und der Öffentlichkeit über die Themen Sicherheit und Privatsphäre" ausgelöst, hieß es in der Begründung. Auch die Washington Post habe mit "zuverlässigen und aufschlussreichen Berichten" das öffentliche Verständnis der massiven NSA-Überwachungsprogramme geschärft. Durch die Enthüllungen auf Grundlage der Snowden-Dokumente kamen seit Juni vergangenen Jahres die Spähaktivitäten der National Security Agency und verbündeter Geheimdienste ans Licht. So überwachte die NSA nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von unbescholtenen Bürgern rund um die Welt, sondern hörte auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten ab, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
An der investigativen Berichterstattung über die Snowden-Dokumente waren eine Vielzahl von Medien beteiligt, in Deutschland deckten etwa ein Rechercheteam der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks sowie Der Spiegel Einzelheiten der NSA-Überwachung auf. Die Washington Post und der Guardian gelten aber als die Zeitungen, die den Skandal ins Rollen brachten. Der US-Journalist Glenn Greenwald und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, die Snowden nach dessen Flucht Ende Mai 2013 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong trafen und die brisanten Informationen im Guardian veröffentlichten, wurden nicht namentlich genannt. Auch der preisgekrönte Journalist Barton Gellman, der bei der Washington Post für den Großteil der NSA-Berichte verantwortlich zeichnete, blieb ohne Erwähnung.
Weitere Auszeichnungen unter anderem an Donna Tartt
Die beiden Zeitungen setzten sich gegen den Newsday von Long Island bei New York durch, der über Polizeigewalt berichtet hatte. Ein weiterer Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an den Journalisten Chris Hamby, der ein Kartell aus Anwälten und Ärzten aufgedeckt hat, das kranke Bergarbeiter um Entschädigungen gebracht hatte. Der "Boston Globe" wurde für seine "eingehende und einfühlsame Berichterstattung" über den Bombenanschlag auf den Marathon vor einem Jahr geehrt.
Donna Tartt ("Die geheime Geschichte") bekam den Hauptpreis in Literatur für ihren Roman "Der Distelfink". Er schildert den Kampf eines Jungen, nachdem seine Mutter bei einem Bombenanschlag ums Leben kam. Dabei kommt der 13-Jährige einem Geheimnis auf die Spur. Nach Ansicht der Jury ist der Roman "wunderschön geschrieben" und die Charaktere sind "ausgezeichnet entworfen".
Der Pulitzer-Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für amerikanische Journalisten, Fotografen, Schriftsteller, Poeten und Komponisten. Vergeben wurde der Preis zum ersten Mal 1917. Schon mehrfach wurden auch künftige Nobelpreisgewinner gekürt, darunter Ernest Hemingway und Toni Morrison. Das Preisgeld beträgt jeweils 10 000 Dollar (7000 Euro). Der Gewinner des Hauptpreises "Dienst an der Öffentlichkeit", immer eine Zeitung und keine Einzelperson, bekommt eine Goldmedaille.
Die Jury besteht hauptsächlich aus Verlegern, Publizisten und Schriftstellern. Sie wählen an der New Yorker Columbia-Universität die Preisträger in einem mehrstufigen Verfahren aus Tausenden Einsendungen pro Jahr.