Süddeutsche Zeitung

ProSiebenSat1:Zurück in die schwarzen Zahlen

Die Finanzinvestoren müssen sich bescheiden: ProSiebenSat1 kehrt in die schwarzen Zahlen zurück, zahlt seinen Eignern aber nur eine Mini-Dividende.

Caspar Busse

Ein überraschend gutes viertes Quartal 2009 hat den Münchner Fernsehkonzern ProSiebenSat1 gerettet: Da von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres unerwartet viele Werbebuchungen für die Fernsehsender hereinkamen, besonders in Deutschland, können sich die Zahlen von ProSiebenSat1 nun sehen lassen. Der Umsatz ging zwar weiter deutlich zurück, unter dem Strich stehen aber wieder Gewinne. 2008 hatte es, auch wegen hoher Abschreibungen, einen hohen Verlust gegeben.

Die Aktionäre des Fernsehkonzerns, allen voran die Mehrheitseigner KKR und Permira, werden von der Wende aber nicht profitieren: Finanzvorstand Axel Salzmann sagte, es werde voraussichtlich erneut nur die Garantiedividende ausgeschüttet. Das sind zwei Cent je Vorzugsaktie, insgesamt nur gut zwei Millionen Euro.

Für 2007 hatten sich die Finanzinvestoren eine sehr üppige Dividende, die dreimal so hoch war wie der Gewinn, genehmigt - und waren damit auf harsche Kritik gestoßen. KKR und Permira sind von der Finanzkrise hart getroffen, könnten Ausschüttungen also gut gebrauchen. Offenbar soll das Geld aber im Konzern bleiben. ProSiebenSat1 ist mit fast 3,3 Milliarden Euro hoch verschuldet, seitdem die Münchner die europäische Sendergruppe SBS von KKR und Permira übernommen haben.

Freuen können sich die Aktionäre dagegen über die Entwicklung der Aktie. Vor etwas mehr als einem Jahr notierte das Papier bei unter einem Euro, inzwischen liegt es bei mehr als elf Euro - ein deutlicher Kurssprung. Dabei hat sich das Umfeld für die Medienindustrie nicht grundlegend gebessert. Ein Ende der Werbekrise oder gar eine durchgreifende Erholung ist nicht absehbar. Auch Konzernchef Thomas Ebeling sagte am Donnerstag, die weitere Entwicklung sei völlig offen. Er rechnet nach eigenen Angaben mit einer Entwicklung der Werbebranche zwischen minus zwei Prozent und plus zwei Prozent in diesem Jahr - keine großen Impulse also.

2009 hatte der Konzern die Kosten um 220 Millionen Euro reduziert - unter anderem durch mehr Wiederholungen im Programm. Zudem ist der Sender Sat1 von Berlin nach München umgezogen. Der frühere Pharma-Manager Ebeling, der vor einem Jahr seinen Posten angetreten hatte, kündigte einen weiteren Sparkurs an.

Kostendisziplin habe weiter Priorität, sagte er. Unter anderem wird die Zukunft des defizitären Nachrichtensenders N24 geprüft, eine Entscheidung soll im ersten Halbjahr 2010 fallen. Finanzvorstand Salzmann hält weitere Ersparnisse zwischen 20 und 50 Millionen Euro für möglich - je nach Entwicklung des Marktes.

Im Mai will der Konzern in Deutschland den neuen digitalen Frauensender Sixx starten. Damit werde eine neue Zielgruppe angesprochen, die für die Werbewirtschaft besonders interessant sei, hieß es. Auch im Online-Geschäft und im Pay-TV wolle man wachsen. Dazu engagierte der Konzern einen neuen Vorstand: Dan Marks kommt zum 1. Mai von British Telecom.

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SZ vom 05.03.2010/dmo
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