"Promi-Quizduell" im Ersten:Kaffeefahrt mit Überständer

ARD-Show startet die Ratesendung Quizduell mit Jörg Pilawa

Quizduell mit Jörg Pilawa in der ARD

(Foto: Uwe Ernst/ARD)

Die App funktioniert inzwischen halbwegs, dennoch ist das Prominenten-Special von "Quizduell" in der ARD nur wenig unterhaltsam. Immerhin ist ein Ende in Sicht.

Eine TV-Kritik von Matthias Kohlmaier

Menschen sehen sich Quizsendungen im Fernsehen meist aus zwei Gründen an: Das Mitraten macht Spaß und füllt eventuell die eine oder andere Bildungslücke. Und das Amüsement ist groß, wenn sich einer der Teilnehmer ein bisschen blamiert. Werden nun aber bei einem TV-Quiz die "normalen" Kandidaten durch "prominente" Kandidaten ersetzt, so dürfte die Zuschauer-Motivation bei vielen deutlich stärker beim Hoffen auf die Blamage liegen.

Denn wenn einer dieser vermeintlich so erfolgreichen und alleshabenden - oder wenigstens alleshabenkönnenden - Menschen bei einer einfachen Frage patzt, so ist das den vielen ein klein wenig auf den Ruhm dieses Menschen neidischen Zusehern durchaus ein Fest. Man erinnere sich nur an das Bohei, als Sportmoderator Waldemar Hartmann bei der Promi-Ausgabe von Wer wird Millionär? in seiner Funktion als Telefonjoker nicht wusste, dass Deutschland 1974 im eigenen Land Fußballweltmeister geworden war.

In dieser Hinsicht war das Prominenten-Special von Quizduell ein Reinfall. Gut, die Tochter von Schauspieler Peter Lohmeyer antwortete auf die Frage, die Hauptstadt welches Bundeslandes Erfurt sei, mit einem souveränen: "Saarland." Aber die junge Dame ist ja auch nicht im eigentlichen Sinne prominent und war vermutlich nur deshalb einer der acht geladenen Promi-Kandidaten, weil sich sonst auf die Schnelle niemand anders finden wollte. Oder eventuell auch, um den Altersschnitt auf der Bühne etwas zu senken.

"Bitte bleiben Sie trotzdem dran"

Blieb noch die Frage, die in den vergangenen anderthalb Wochen die Gemüter auf so umfassende Weise erhitzt hatte: Funktioniert die Quizduell-App reibungslos? Nach der veritablen Bauchlandung der ARD zum Auftakt lässt sich die Frage mit einem deutlichen "einigermaßen" beantworten. Verdeutlicht durch das ständige "Wir versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen" und "Bitte bleiben Sie trotzdem dran" oder "Bitte seien Sie uns nicht böse, wenn nicht alles perfekt läuft", zu dem sich Moderator Jörg Pilawa immer wieder genötigt sah. Aber die Entschuldigungsarie hat er mittlerweile ja ganz gut drauf.

Ihm selbst, also Pilawa, kann man dabei kaum einen Vorwurf machen. Er übertüncht die technischen Mängel der Show seit Beginn bestmöglich, obschon seine selbstreferentiellen Einlagen ("Seit gestern läuft das hier alles so gut, da haben wir uns gedacht, machen wir doch gleich eine Prime-Time-Show draus") langsam etwas an Spritzigkeit verlieren. Auch insgesamt ist das humoristische Niveau der "Unterhaltungssendung" vergleichbar mit dem einer netten Kaffeefahrt mit anschließendem Heizdeckenverkauf.

Gute Idee?

Ein Beispiel: Wer beschäftigt sich mit Überständern?, lautet die Quizfrage. RTL-Moderatorin Nazan Eckes dreht sich sogleich mit einem frechen Grinsen zu ihren männlichen Ratekollegen und sagt: "Eine Frage für euch, Jungs!" Stille im Publikum. Puh.

Am Ende der Show weiß der Zuschauer dadurch immerhin, dass Jörg Pilawa eine Lesebrille braucht, Peter Lohmeyer kein Abitur hat, Model Franziska Knuppe jeden Abend selbst kocht und Schauspieler Ben Becker ganz toll Gedichte aufsagen kann. Nur der Vollständigkeit halber: Mit Überständern beschäftigt sich der Botaniker.

Schwache Dramaturgie

Es bleibt, Promis hin oder her, die Frage, ob die Sache mit dem Quizduell eine gute Idee war. Klar ist, dass es eine mutige Entscheidung der ARD war, den Versuch zu unternehmen, eine App in der Form ins Fernsehen zu bringen. Dass dabei technisch so gut wie alles schiefgegangen ist, geschenkt. Die wirklichen Probleme liegen in der Dramaturgie der Show begründet.

Erst mal fehlt für ein echtes Duell schlicht der Gegner. Das "Team Deutschland", gegen das die Studiokandidaten antreten, bleibt eine undefinierbare Masse, Spannung oder gar ein Zweikampf entstehen nicht. Dazu hatte in der Redaktion wieder irgendwer die irre fortschrittliche Idee, doch einfach den Moderator Tweets vorlesen zu lassen, um hip zu wirken. Nur weil man das Internet im Fernsehen einblendet, hat man es aber noch nicht sinnvoll integriert.

So bleibt das Quizduell ein ehrenvoller aber schlecht umgesetzter Versuch einer zeitgemäßen Verquickung von TV und Web. Die seit Folge eins konstant sinkenden Marktanteile (die Kollegen von DWDL haben das hier anschaulich dargestellt) sind da nur konsequent und dürften dafür sorgen, dass das Quizduell das dreiwöchige Experiment bleibt, als das es angekündigt wurde. Am 2. Juni läuft laut ARD-Homepage auf dem Sendeplatz um 18 Uhr wieder Verbotene Liebe.

Und nun dürfen Sie zum Abschluss dreimal raten, was an diesem Montag, dem 2. Juni, bei der Konkurrenz von RTL zur Prime Time gezeigt wird. Genau, eine neue Ausgabe von Promi-Wer wird Millionär?. Zu Gast unter anderem: Waldemar Hartmann.

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