"Promi Big Brother" auf Sat 1:Das ist doch die Hölle!

"Promi Big Brother" auf Sat 1: "Wo ist die Kamera? Ah, da!": Teilnehmerin Claudia Effenberg, "Queen Mum der Spielerfrauen"

"Wo ist die Kamera? Ah, da!": Teilnehmerin Claudia Effenberg, "Queen Mum der Spielerfrauen"

(Foto: dpa)

Nein, "Promi Big Brother" ist nicht das "Dschungelcamp". Auch wenn die Macher in der zweiten Staffel die TV-Tortur erhöhen. Kandidaten wie Ronald Schill, "Richter Gnadenlos", und Claudia Effenberg, "Queen Mum der Spielerfrauen", dürfte das kalt lassen: Sie schmoren längst in der Boulevard-Hölle.

Von Johanna Bruckner

Am Anfang ist die Lüge. Das gehört sich so für ein ordentliches Psycho-Experiment, und als solches wird die Sendung von Sat.1 schon vorab beworben: Promi Big Brother - Das Experiment. Auf den Ankündigungsplakaten ist zu sehen, was das bedeutet. Ein Haus, oben Möbelhaus-Schick, unten Kerker-Klischee, wird die zwölf Prominenten der zweiten Staffel beherbergen. Und über allem schwebt einmal mehr Big Brother, der große, jede zwischenmenschliche Banalität beobachtende Bruder.

Das Plakat lässt schon erahnen: Die sogenannte Hölle soll für Quote sorgen, nachdem die letztjährige Staffel floppte. Womit wir bei der eingangs erwähnten Lüge wären. Denn den Kandidaten vorzumachen, das Kellergeschoss bedeute für sie einen Abstieg, ist Augenwischerei. Wer bei Promi Big Brother mitmacht, ist längst in der Boulevard-Hölle.

"Wer erträgt die Demütigungen, die wir vorbereitet haben?", fragt Moderator Jochen Schropp zu Beginn der Live-Show, "darauf freu' ich mich schon ein bisschen." Dabei wirkt er weder diabolisch, noch ansatzweise ironisch. Sondern schlicht wie ein überforderter Handlanger des Bösen. Nein, Promi Big Brother ist nicht das Dschungelcamp, es ist die Fortführung all jener Reality-TV-Formate, die Angehörige einer sogenannten Unterschicht gnadenlos vorführen. Mit einem Unterschied: Die Prominenten wissen im Gegensatz zu den Laien sehr genau, worauf sie sich einlassen. (Und werden besser bezahlt, neben der Gage winkt dem Sieger ein Gewinn von 100 000 Euro.)

Goethes Faust rang mit sich und dem Teufel, bevor er seine Seele als Wettpfand einsetzte. Die Kandidaten von Promi Big Brother haben sich dem Teufel in die Arme gestürzt, mit Leib und Seele, für Medienpräsenz und so etwas ähnliches wie Ruhm. Die wichtigsten Protagonisten in Mephistos Mannschaft:

Ronald Barnabas Schill

Sündenregister: Wo soll man anfangen, wo aufhören? Bekam in den Neunzigerjahren von der Boulevardpresse den Spitznamen "Richter Gnadenlos" verpasst (unter anderem, weil er als Strafrichter eine Frau, die zehn Autos zerkratzt hatte, zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilte); war Anfang der 2000er-Jahre Zweiter Bürgermeister und Innensenator von Hamburg, machte aber vor allem als Polit-Intrigator von sich reden (er versuchte, seinen Konkurrenten Ole von Beust mit dessen Homosexualität zu erpressen); eine Kokain-Affäre entlarvte den Hardcore-Juristen später als Heuchler. Mittlerweile bekennt er sich ganz offen zu seinem wahren Charakter: "machtbesessen, maßlos, gierig nach Frauen" (Zitat aus Schills Big-Brother-Bewerbungsvideo).

Höllen-Job: Ganz klar, Schill ist als rechte Hand des Teufels eingekauft. Wird vermutlich viel Zeit im Kellergeschoss verbringen und dann verlauten lassen, dass sei doch Pillepalle im Vergleich zu seinem normalen Wohnort, einer Favela in Rio de Janeiro. Wird bei dieser Gelegenheit vermutlich auch erzählen, dass er dort mit zwei Frauen wohnt und das letzte Mal "vor der Einschulung" zwei Wochen keinen Sex hatte.

Aussichten auf den Star-Himmel: keine. Dafür zelebriert er zu leidenschaftlich den Belzebub. Hell, yes!

Claudia Effenberg

Sündenregister: Du sollst nicht begehren deiner Nächsten Kicker-Gatte. Tat die damalige Claudia Strunz dann aber doch und verließ ihren eigenen Fußballergemahl für den Mann ihrer Freundin: Stefan Effenberg. Das war Jahre vor der Van-der-Vaart-Affäre. Ko-Moderatorin Cindy aus Marzahn nennt sie deshalb wohl zurecht die "Queen Mum aller Spielerfrauen". Mit Stefan machte Claudia jüngst Schluss - via Facebook. Im Social-Media-Zeitalter eine Todsünde, das wissen schon Teenager.

Höllen-Job: Die 48-Jährige hofft nach eigener Aussage auf die Rolle als Container-Mutti. Im Haus stellt sie ihre hauswirtschaftlichen Fähigkeiten gleich unter Beweis, indem sie Inventur macht. Ist beruhigt, als sie ihren Lieblings-Champagner im Sektkübel und Diät-Cola im Kühlschrank entdeckt.

Aussichten auf den Star-Himmel: Der unbedingte Wille ins Scheinwerferlicht zu treten ist jedenfalls vorhanden. Ihre letzten Worte im Studio: "Wo ist die Kamera? Ah, da!"

Michael "der Wendler" Wendler

Sündenregister: Hochmut. Hat sich den Spitznamen "der Wendler" selbst verliehen, lässt sich wahlweise aber auch als "König des Schlagerpop" titulieren. Spricht gerne in der dritten Person von sich.

Höllen-Job: der Narr. Im Einspieler sagt der Wendler Sätze wie: "Ich glaube, dass ich in den letzten Jahren ein bisschen chilliger geworden bin." Und im gleichen Atemzug: "Ich bin die geilste Sau der Welt - aber das hat mir ein Image der Großkotzigkeit eingebracht." Ein bisschen Spaß muss auch in der Hölle sein. Ach nein, das war ja dieser andere Schlagersänger ...

Aussichten auf den Star-Himmel: keine (wird von den Zuschauer als Erster in den Keller gewählt). Aber in Dorf-Discos werden sie wohl noch ein paar Jahre "Sie liebt den DJ" spielen.

Janina "das Teppichluder" Youssefian

Sündenregister: Dieter Bohlen. Mit dem hatte Janina Anfang des Jahrtausends eine Affäre. Das Paar traf sich unter anderem in den Räumen von Janinas damaligem Arbeitgeber, das Büro lag über einem Teppichhandel. Wobei sie dort nie Sex gehabt habe, betont Janina vor ihrem Einzug. Das aufgeflogene Liebesspiel, das sie seinerzeit bekannt machte, habe vielmehr in einem Zuschneideraum stattgefunden. "Ich bin Perserin - Perserteppich - Teppichluder", rekonstruiert sie ihren Spitznamen.

Höllen-Job: Luzifers Gespielin. Ja, da war auch mal was mit Lothar Matthäus, und Kim "Dotcom" Schmitz - vielleicht.

Aussichten auf den Star-Himmel: Musste direkt ins Kellergeschoss einziehen. Noch Fragen?

Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe

Sündenregister: mangelnder Anstand. Ließ sich einst mit Entführungsopfer Natascha Kampusch durch Salzburg kutschieren.

Höllen-Job: der Adel. Gut, sein Titel ist zwar eingekauft - aber diese Fallhöhe, sollte er mal im Keller landen, da lacht das Produzenten-Herz!

Aussichten auf den Star-Himmel: Der Besuch des Wiener Opernballs wird für ihn das Höchste bleiben. Aber vielleicht fällt Richard "Mörtel" Lugner bei dieser Gelegenheit ja ein anderer Spitzname als "Titten-Prinz" ("Ich mag schon gerne Busen") ein. Super-Mario oder so.

Der Vollständigkeit halber: Folgende Prominente - "Anführungszeichen unten und oben" (O-Ton Cindy aus Marzahn) - schmoren ebenfalls in der Hölle: Ex-Bachelor Paul Jahnke, Ex-Bachelor-Buhlin Ela Tas, Ex-Kommissarin und heutige TV-Polizistin Alexandra Rietz, Ex-Wer-wird-Millionär-Kandidat Aaron Troschke, Ex-Neue-Deutsche-Welle-Sänger Hubert Kah, Ex-Lindenstraßen-Darstellerin Liz Baffoe und Ex-Pornostar Mia Magma.

Am Ende ist die Ehrlichkeit. "Was können wir von dir erwarten?", fragt Moderator Schropp Ko-Moderatorin Cindy aus Marzahn. "Nichts mehr", antwortet die.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: