Programmplanung:Auf Wiedersehen

ProSiebenSat.1 Presents New Program In Hamburg

Die neuen Galionsfiguren des Privatfernsehens: Joko (li.) und Klaas.

(Foto: Christian Augustin/Getty Images)

Stefan Raab verlässt Pro Sieben - recht viel Neues fällt der Sendergruppe aber nicht ein als Ersatz.

Von David Denk

Stefan Raab ist natürlich nicht da, bei der Jahresprogrammpräsentation von Pro Sieben Sat 1 am Dienstagabend in Hamburg. Auch im Trailer für die TV-Saison 2015/2016 spielt er nur noch eine ganz kleine Nebenrolle. "We are Pro Sieben Sat 1" - der Claim des Einspielers gilt für Raab eben nur noch bis zu seinem Fernsehabschied Ende des Jahres. Pro-Sieben-Chef Wolfgang Link spricht von einem "Einschnitt, nicht nur für Pro Sieben, sondern für die deutsche Fernsehlandschaft." Viel mehr sagt er zu seinem bisher wichtigsten Moderator dann aber nicht mehr. Gestimmt haben soll die Chemie zwischen ihm und Raab ohnehin nie, sodass es Link nicht schwerfällt, nach vorne zu gucken: "Eine Tür geht zu, viele andere werden aufgehen" - und weiter im Text.

Die Stars des Abends und nun zugleich unumstrittenen Galionsfiguren heißen Joko und Klaas. Im Circus Halligalli-Setting führen sie durch die Veranstaltung und verhindern, dass der Abend in einem Dauerfeuer von Erfolgsmeldungen erstarrt. Der Oldie-Digitalableger Sat 1 Gold sei für ihn "wie ein Fenster in eine bessere Welt", witzelt Klaas etwa. Auch an Seitenhieben gegen die Konkurrenz wird nicht gespart. Zum angekündigten Sommer-Dschungelcamp sagt Klaas: "Tja, wenn RTL der Jockey ist, dann müssen die Gäule zweimal ran." So was Ähnliches gebe es auch bei Sat 1: "Promi-Big Brother - das ist wie der Dschungel, nur mit Prominenten."

Von diesen Gnadenbrot-Formaten sind Joko und Klaas denkbar weit entfernt: Sie haben ihren Exklusivvertrag gerade "um mehrere Jahre" verlängert, wie Pro Sieben mitteilte: Neben den etablierten Formaten sollen sie mit Die beste Show der Welt helfen, die durch den "Raabgang" entstandenen Lücken am Samstagabend zu füllen. Welche Innovationskraft da verloren geht, zeigt sich allein daran, dass der Sender nicht ausschließt, bestimmte Raab-Formate wie den Bundesvision Song Contest oder Schlag den Star auch ohne Raab fortzuführen. Klar wird an diesem Hamburg-typisch verregneten Abend aber auch: TV total wird - zumindest vorerst - nicht ersetzt. Was stattdessen laufen soll, bleibt auch nach der Präsentation völlig offen.

Insgesamt gerät der Ausblick - von potenziellen Highlights wie Udo Honig - kein schlechter Mensch abgesehen - eher ernüchternd: Sat 1 versucht's ab Herbst mal wieder mit einer Daily über eine junge Frau, die in Berlin die große Liebe sucht (Mila mit Susan Sideropoulos), und walzt Filme wie Frauenherzen und Einstein zu Serien aus. Auch ansonsten dominiert Bekanntes und Bewährtes (The Voice, Germany's Next Topmodel, Navy CIS) - allenfalls in Variationen (wie Rosins Kantinen bei Kabel Eins oder Got to Dance Kids bei Sat 1). Es gibt ein Wiedersehen mit Jürgen von der Lippe (Tiere wie wir, Sat 1) sowie Big Brother (Sixx). Und Pro Sieben setzt 14 Menschen auf einer einsamen Insel aus und überlässt sie sich selbst (The Island).

"Ich darf Ihnen heute beweisen: Das Fernsehen ist immer noch das ganz große Ding", hat Klaas eigentlich versprochen. So ganz kann das vorgestellte Programm dies nicht einlösen.

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