Fernsehen:Zuversicht gesucht

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Auf Konfrontation: Vorstandschef Max Conze (links) und sein Stellverteter Conrad Albert. (Foto: Robert Brembeck, oh)

Der stellvertretende Vorstandschef von Pro Sieben Sat 1, Conrad Albert, hat seinen Abschied angekündigt. Aber geht er wirklich oder gar Konzernchef Max Conze? Und warum kauft die Berlusconi-Familie inzwischen so fleißig Aktien?

Von Caspar Busse

Die Stimmung ist ganz unten, im Unternehmen wie an der Börse: Die Aktie von Pro Sieben Sat 1 notierte auch am Dienstag unter zehn Euro, so tief wie seit zehn Jahren nicht mehr. Und das nicht nur, weil die Aussichten für den TV-Werbemarkt und das Unternehmen schlecht sind, auch weil es interne Querelen gibt. In dieser Gemengelage hat Conrad Albert, Stellvertreter von Vorstandschef Max Conze und seit 2005 im Konzern, am Dienstag in der SZ verkündet, seinen Vertrag nicht zu verlängern - und damit für große Unruhe gesorgt. Es ist eine Art Showdown. "Ich habe bereits im Juni des vergangenen Jahres den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Brandt informiert, dass ich in der aktuellen Konstellation nicht für eine Verlängerung zur Verfügung stehe", sagte Albert - und verband das mit Kritik an Conze. Alberts Vertrag läuft noch bis April 2021. Die acht Mitglieder des Aufsichtsrats unter der Führung Brandts werden nun "kurzfristig" den Fall beraten, heißt es aus Unternehmenskreisen. Man werde sich voraussichtlich von dem langjährigen Vorstandsmitglied wegen dessen kritischer Äußerungen trennen, berichtete Reuters. Doch ob ein solcher Beschluss so schnell gefasst werden kann, ist offen. Der Fall müsse erst juristisch geprüft werden. Dass Albert seinen Vertrag aber noch bis zum Ende erfüllen wird, ist fraglich.

Conze soll zumindest sehr verärgert sein. Das Verhältnis zwischen Conze und Albert gilt ohnehin nicht als gut. Albert sprach im SZ-Interview von einer "Vorstands-Soap-Opera". Er habe bisher "unaufgeregt seine Pflicht erfüllt" und das Unternehmen in unruhigen Zeiten zusammengehalten. "Die momentane Situation macht dies zunehmend schwierig", so Albert, der das Unternehmen von Februar bis Mai 2018 kommissarisch führte. Er ist der letzte aus der alten Führungsriege und so etwas wie die Integrationsfigur für viele der 7000 Mitarbeiter. Seit dem Amtsantritt Conzes waren vier Vorstandsmitglieder ausgeschieden. Zuletzt hatten auch Michaela Tod und Nick Thexton, die beide von Conze als Hoffnungsträger geholt wurden, schon wieder ihren Abgang verkündet.

Nun ist es Sache des Aufsichtsrats, für Klarheit zu sorgen. Denn auch der Vertrag von Max Conze steht zur Verlängerung an. Bleibt der 50-Jährige? Chefaufseher Brandt, der lange SAP-Finanzvorstand war und auch bei RWE und Siemens im Aufsichtsrat ist, hatte Conze selbst geholt. Der war bis dahin nicht in der Medienbranche aktiv, sondern führte lange den britischen Staubsaugerhersteller Dyson. Erfolge blieben bislang aus, und der Ausblick, den Conze gerade für 2020 präsentierte, ist auch nicht sehr positiv.

Gleichzeitig ist Mediaset bei Pro Sieben Sat 1 eingestiegen. Das italienische Medienunternehmen, das von Pier Silvio Berlusconi, dem Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten, geführt wird, hat bereits 15 Prozent der Aktien gekauft. Spekuliert wird darüber, dass die Italiener den niedrigen Aktienkurs von Pro Sieben Sat 1 nutzen und weiter aufstocken. Conze hatte sich zuletzt sehr skeptisch gegenüber Mediaset geäußert, mögliche Synergien seien "überschaubar", ein Zusammengehen "komplex, langwierig und teuer". Sollte der Konzern also weiter an Einfluss bei ProSieben Sat 1 gewinnen, wären die Tage von Conze vielleicht gezählt. Möglicherweise macht sich dann sogar Albert Hoffnung, wieder ins Spiel zu kommen.

© SZ vom 11.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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