Interview gefälscht:Ein fast wahres Gespräch mit Michael Douglas

Es ist wieder passiert: Drei deutsche Boulevard-Zeitungen haben ein Interview mit dem Schauspieler Michael Douglas veröffentlicht. Doch dessen Sprecher sagt, ein solches Gespräch habe nie stattgefunden.

Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass Stars wie Beyoncé Knowles in Interviews nur ganz selten Dinge sagen, die über das hinausgehen, was ihnen der Presseagent im Vorfeld auf einem Zettel in die Hand gedrückt hatte. Dinge, die der Leser noch nicht wusste oder sich bereits denken konnte - zum Beispiel, dass die Künstlerin sehr dankbar ist, ein so tolles neues Album aufgenommen zu haben.

Michael Douglas bereitet sich auf neuen Film vor

Mit dem Journalisten Jörg Bobsin sollte er angeblich über intime Details aus seinem Privatleben gesprochen haben. Doch das Interview hat laut Douglas niemals stattgefunden.

(Foto: dpa)

Es ist nun ein gutes halbes Jahr her, dass eine Schlagzeile die Runde machte: Ein Journalist der Zeitschrift Neon hatte ein Interview mit Beyoncé gefälscht. Er hatte Dinge aufgeschrieben, die so nie gesagt worden waren. Und er ist damit aufgeflogen. Schon damals verkniff sich kaum ein Medium ein bestimmtes Wortspiel. "Kummer für Neon" titelte man, hatte doch Tom Kummer einst mit gefälschten Interviews im SZ-Magazin einen der größten Medienskandale der Bundesrepublik ausgelöst.

Nun ist es also wieder passiert. Die Blätter Berliner Kurier, Hamburger Morgenpost und Kölner Express aus dem Verlag M. DuMont Schauberg veröffentlichten in dieser Woche ein Interview des Journalisten Jörg Bobsin mit dem Schauspieler Michael Douglas. Der Hollywood-Star sprach offen über seine Krebserkrankung, die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit seiner Exfrau und das Verhalten seines schwierigen Sohns Cameron.

Im Boulevardblatt Bild erklärte Michael Douglas' Sprecher nun, dass kein persönliches Interview mit dem Schauspieler stattgefunden habe. Das Gespräch sei "komplett zusammengeschustert" aus Bemerkungen, die Douglas auf verschiedenen Pressekonferenzen getätigt habe. Das meiste aber sei "komplett ausgedacht".

"Die Redaktion möchte sich dafür entschuldigen"

Selbst ein exklusives Gespräch geführt zu haben, wie es die drei Zeitungen getitelt hatten, behauptet der in Los Angeles lebende Journalist inzwischen nicht mehr. Der Nachrichtenagentur dpa erklärte Bobsin mittlerweile, er habe das Interview tatsächlich nicht selbst gemacht, sondern von einem Kollegen des Internetdienstes tmz.com übernommen. "Das war wohl ein Fehler", sagte Bobsin. Er gehe aber nach wie vor davon aus, dass das Interview so stattgefunden habe.

Zudem seien die meisten Details nicht brisant: "Douglas hat sich schon oft zum Rechtsstreit mit seiner Exfrau geäußert und auch zu seiner Krebserkrankung", sagte Bobsin. Wenn der Sprecher jetzt behaupte, das seien intime Details gewesen, die Douglas nie preisgeben würde, irre er.

Ebensowenig wie einst Tom Kummer oder Neon-Journalist Ingo Mocek ist Jörg Bobsin ein Newcomer. Der Journalist hat seit Jahren Interviews mit Prominenten wie Lionel Richie, Donald Trump oder Peter Falk geführt und bei verschiedenen Medien veröffentlicht.

Die drei betroffenen Zeitungen erklärten, man nehme die Anschuldigungen sehr ernst und bemühe sich um Aufklärung. In der morgigen Ausgabe wird eine Anmerkung zu den Interviews "in eigener Sache" erscheinen. Darin heißt es: "Ein Interview mit Michael Douglas, das wir Anfang der Woche veröffentlichten, hat sich als Fälschung herausgestellt." Man habe "die Zusammenarbeit mit dem Journalisten daraufhin sofort beendet". Die Redaktion bedauere den Abdruck des Beitrages und "möchte sich an dieser Stelle bei Michael Douglas und unseren Lesern dafür entschuldigen!"

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