Polizeiruf "Wendemanöver":Wie kommt Bukow da wieder raus?

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Kommissar Bukow hängt im ersten Teil von "Wendemanöver" auf einmal tiefer drin als ihm lieb ist.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Magdeburg und Rostock ermitteln gemeinsam. Auch wenn sich die Auftaktfolge zieht, schafft sie doch skurrile Momente und ein packendes Finale.

Von Carolin Gasteiger

Magdeburg meets Rostock. In diesem Polizeiruf arbeiten Kommissare erstmals länderübergreifend zusammen. Zwei Teams, zwei Folgen, zwei Tote - pünktlich zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung.

In "Wendemanöver" entdecken die beiden Magdeburger Ermittler in einer ausgebrannten Firmenhalle die Leiche der Juniorchefin, in Rostock wird zeitgleich ein Wirtschaftsprüfer tot aufgefunden. Beide haben kurz vor ihrem Tod miteinander telefoniert. Die Ermittler müssen tief in der ostdeutschen Vergangenheit nach Spuren suchen. Was hat der undurchsichtige Ferdinand Frey auf dem Gelände der Richter GmbH verloren? Und was hat der Firmenpatriarch zu verbergen? Um nicht zu viel zu verraten: Es geht um Altlasten, die über Generationen weitergegeben werden.

Das Manko: Inhaltlich ist der erste Teil von "Wendemanöver" eher schwach. Ist er doch der Auftakt eines vielschichtigen und komplizierten Plots, den es erst nach und nach - und über zwei Episoden hinweg - aufzuschlüsseln gilt. Also werden erst einmal geschickt die Fährten ausgelegt und die Ermittlerteams zusammengeführt. Regisseur Eoin Moore, der als geistiger Vater des Rostocker Polizeiruf-Teams gilt, schafft hier immer wieder skurrile Momente. Etwa als die Rostocker in Magdeburg zu Besuch sind ("Guck mal, die Elbe") und Mautz die Kollegen über eine Briefkastenfirma namens Judex Trust aufklärt. Drexler zitiert den lateinischen Spruch "Judex damnatur con nozens absolvitur" ("Der Richter wird verurteilt, wenn der Schuldige freigesprochen wird"), mit dem Anton Pöschel allerdings nichts anfangen kann: "Hä?"

Überhaupt Pöschel. Da Bukow suspendiert ist, übernimmt sein prolliger Handlanger das Ruder. Als Interims-Chef nervt Pöschel gewaltig. Umso deutlicher wird, dass er Bukow einfach nicht ersetzen kann. Der spielt in einer ganz anderen Proleten-Liga.

Mit Rostock und Magdeburg treffen zwei ziemlich unterschiedliche Teams aufeinander. König und Bukow sind eher auf Action aus, Brasch und Drexler liegt das leise Nachspüren. Aber mit diesen Mustern bricht "Wendemanöver" und lässt die Kommissare in neuem Licht erscheinen (außer Bukow, der es mal wieder voll abkriegt). Vor allem Sylvester Groth alias Jochen Drexler zeigt in seinem letzten Auftritt als Polizeiruf-Kommissar Gefühle. Es sind vor allem die eigenwilligen Ermittler, die Lust auf Mehr machen.

Schließlich kulminiert dieser Doppelfolgen-Auftakt in einem packenden Finale, das all die langsamen Minuten zuvor aufwiegt. Elektroschocker, Fingerabdrücke, Leiche im Auto - wie kommt Bukow aus der Nummer wieder raus?

Indem er diese Frage offen lässt und auf die nächste Folge verweist, setzt Eoin Moore das um, wofür vor allem die Rostocker Fälle stehen: serielles Erzählen in Reinform. Dem Zuschauer geht es schließlich wie bei einer guten US-Serie: Er stellt sich die Frage, wie er möglichst schnell die Woche rumbringt, bis der zweite Teil von "Wendemanöver" läuft. Mission erfüllt, Mister Moore.

Polizeiruf 110 "Wendemanöver", ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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