"Polizeiruf 110" aus Rostock:Ciao, Bukow

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Sascha Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) haben ein gefährliches Geheimnis. Und sie wollen heiraten. Und das ist noch lange nicht alles. (Foto: Christine Schroeder/dpa)

Das passiert wirklich im letzten "Polizeiruf 110" mit Charly Hübner als Sascha Bukow.

Von Claudia Tieschky

Ausnahmsweise wird hier verraten, wie ein Krimi ausgeht. Am Ende der Rostocker Polizeiruf-Folge "Keiner von uns" landen Schweine aus dem Weltraum und finden den Ermittler Sascha Bukow, also Charly Hübner, so fremdartig und interessant, dass sie ihn mitnehmen, obwohl er keiner von ihnen ist.

Quatsch, natürlich geht das Ende nicht so. Wie die letzte Rostock-Folge mit Charly Hübner ausgeht, kann schon deshalb nicht verraten werden, weil der NDR auch Filmkritikern nur eine Ansichtsversion ohne die letzte Viertelstunde zur Verfügung gestellt hat. Auf der Basis kann man natürlich nichts, absolut gar nichts über einen Film sagen, basta. Denn vielleicht hat Bukow die nervenzerfetzende Geschichte, die vor der letzten Viertelstunde passiert, nur geträumt? Dann wacht er auf, steigt unter die Dusche, betrachtet seine Zehennägel und beschließt, bei der Polizei zu kündigen, weil er wegen der Arbeit so schlecht schläft? Alles schon passiert in Filmen.

Bei Bukow ist bekanntlich die Nabelschnur ins Milieu nie ganz durchtrennt worden

Sicher ist: Hübner muss irgendwie weg, er ist zum letzten Mal dabei. Demnächst wird, so hat es der NDR angekündigt, eine Frau an der Seite der hartgesottenen Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) ermitteln. Melly Böwe heißt die Zukünftige, und gespielt wird sie von der fabelhaften Lina Beckmann. Die ist im wahren Leben zufälligerweise mit Charly Hübner verheiratet. Im Rostocker Polizeiruf aber - jetzt nichts durcheinanderbringen! - ist sie die Halbschwester von Sascha Bukow. Das weiß man seit der letzten Folge, in der Melly beim Begräbnis von Veit Buckow, dem gemeinsamen Vater, auftauchte. Papa Bukow (herrlich provinz-ganovig gespielt von Klaus Manchen) drehte Dinger in Rostock, aber beide Kinder sind Polizisten geworden. Wobei bei Sascha Bukow bekanntlich die Nabelschnur ins Milieu nie ganz durchtrennt worden ist.

König (Anneke Kim Sarnau) hat in einer früheren Folge dem Frauenmörder Wachs falsche Beweise untergeschoben. Bukow weiß das und deckt sie. (Foto: Christine Schroeder/NDR)

Zuschauer, die frühere Folgen kennen, werden mehr von der letzten haben. Eigentlich muss man nur die zwei sehr guten vorigen Episoden anschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie extrem die ganze Konstellation aufs Finale hin beschleunigt.

Bukow und König siezten sich noch vor Kurzem, inzwischen haben sie sich gefunden und wollen - heiraten. Das müsste gar nicht sein, denn sie sind auch so aneinander gebunden. König hat in einer früheren Folge dem Frauenmörder Wachs in einem Akt von Selbstjustiz falsche Beweise untergeschoben, und Bukow deckt sie. Die beiden zieht es seither in immer schwärzere Verstrickungen. Das Wissen um den Betrug hat sie endgültig zusammengebracht.

Das ist so unromantisch! Aber es schafft eine Wucht, die in der letzten Folge voll zuschlägt. In "Keiner von uns" laufen sie rum mit Gesichtern wie verlorene Seelen. Als Teufel, dem sie hilflos ausgeliefert sind, hat der Rostock-Hausregisseur Eoin Moore, der mit Anika Wangard auch das Drehbuch schrieb, den Unterwelt-Boss Zoran Subocek zurückgeholt.

Genau genommen ist der Rostocker Polizeiruf 110 mit seiner Stadt, seinen Figuren und Handlungssträngen seit zwölf Jahren nichts anderes gewesen als eine einzige lange, dunkle Serie um zwei Desperados als Polizisten. Jetzt fallen Showdown und Hochzeit und Jüngstes Gericht ineinander. Es droht die Stille nach dem Schluss.

"Keiner von uns", Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr. Die vorausgegangenen Folgen "Der Tag wird kommen" und "Sabine" in der ARD-Mediathek.

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