"Polizeiruf 110" im Ersten:Melancholie, serviert mit ein bisschen Heiterkeit

Lesezeit: 2 min

Natürlich war der Kampf gegen das Böse und die bösen Drogen mehr als nur ein Job: Kommissarin König (l.) mit ihrer Kollegin Jana. (Foto: NDR/Christine Schroeder)

Im Rostocker "Polizeiruf 110" geht es um Korruption, Drogen und Frust. Das erinnert an den "Tatort" der vergangenen Woche - mit einem Unterschied.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Im Polizeiruf aus Rostock ist die Stimmung schon seit einiger Zeit sehr tief im Keller, was vor allem daran liegt, dass Kommissar Bukows Frau mit dessen Kollegen rumgemacht hat. Die Ehe ist dahin, die Söhne sind deprimiert, Bukow ist es natürlich auch. Und der Laune des restlichen Ermittlerteams ist die ganze Geschichte mit dem Seitensprung auch nicht zuträglich gewesen.

Ein wenig erinnert die Konstellation in Rostock an die aus dem Dortmunder Tatort, der vergangene Woche den Zoff zwischen seinen vier Kommissaren auf einen volltrunkenen Höhepunkt trieb. Das Team aus Dortmund ist toll, das Schöne am Polizeiruf aus Rostock aber ist, dass hier die Melancholie immer mit etwas Heiterkeit serviert wird, mit etwas Wärme, was vermutlich auch daran liegt, dass die nie eingelöste Möglichkeit einer körperlichen Annäherung zwischen Bukow (Charly Hübner) und seiner LKA-Kollegin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) einen gewissen Harry-und-Sally-Faktor an die Ostsee trägt. "Kommen wir eigentlich nochmal zusammen?", fragt Bukow und bekommt natürlich keine Antwort.

ARD-Krimi
:Zur Not säuft Faber andere unter die BVB-Bettdecke

Leicht kann man der Handlung im Tatort "Zahltag" nicht folgen - es geht um interne Ermittlungen und Loyalität. Aber wer das Dortmunder Team mag, wird trotzdem beeindruckt sein.

TV-Kritik von Holger Gertz

Die Geschichte wirkt wie ein Sequel des Dortmund-"Tatorts"

Auch in Rostock gibt es ein schweres Besäufnis, das die Verhältnisse zwischen zwei Kommissaren umordnet, aber vor allem ermittlerisch wirkt die Geschichte aus Mecklenburg-Vorpommern wie ein Sequel des Falls vom vergangenen Sonntag. Auch diesmal geht es um organisierte Kriminalität, Drogen, korrupte Beamte - und angesichts der Tatsache, dass der Polizeiruf bereits vor zwei Jahren abgedreht wurde, ist die Erklärung für die Sujet-Dopplung vermutlich eine Themenwoche zum Umgang der Behörden mit dem internationalen Rauschgifthandel, die von der ARD aus Sicherheitsgründen lieber nicht angekündigt wurde.

Konkret geht es in der Geschichte aus Rostock (Buch: Florian Oeller; Regie: Philipp Leinemann) um einen gescheiterten Einsatz, den die Kripo gemeinsam mit der Zollfahndung versemmelt, weshalb am Ende zwei Menschen tot sind und ein bisschen später auch noch der Einsatzleiter vom Zoll. Letzterer hinterlässt eine schwerkranke Ehefrau und einen drogensüchtigen Sohn, seine beste Kollegin Jana (Elisabeth Baulitz) war gleichzeitig auch noch die Pflegetochter der Familie, für beide war der Kampf gegen das Böse und die bösen Drogen natürlich mehr als nur ein Job. Es ist, ohne zu viel zu verraten, einer dieser Fälle, für die 90 Minuten lang brav in alle Richtungen ermittelt wird, und es am Ende so ausgeht, wie jeder es in den ersten fünf Minuten auf dem Tippschein angekreuzt hätte.

Der nächste Polizeiruf aus Rostock ist übrigens schon abgedreht, es geht um zwei Sexualstraftäter. Die ARD sucht für die Ausstrahlung noch einen thematisch passenden Tatort.

Rostocker "Polizeiruf 110"
:Der Junge aus Irland

Eoin Moore hat das Rostocker "Polizeiruf"-Team erfunden. Kein Regisseur passt besser für einen Zweiteiler zum Jubiläum der Deutschen Einheit.

Von David Denk

Polizeiruf 110 , ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: