"Polizeiruf" aus München:Alles wegen der Katz

TV Ausblick ARD - Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze

Bessie Eyckhoff (Verena Altenberger) hängt für eine alte Dame Katzensteckbriefe auf - und erntet schale Witze der Kollegen.

(Foto: Hendrik Heiden/dpa)

Der dritte Polizeiruf mit Verena Altenberger wirkt sehr entschleunigt - verrät aber auch etwas über die Kommissarin.

Von Claudia Fromme

Die Mieze ist fort. Na ja, passiert jeden Tag irgendwo in München, irgendwann kommt sie schon zurück. Ihre Besitzerin glaubt nicht an Zufälle, geht auf die Sendlinger Wache, wird rüde zurechtgewiesen, seit wann ist das der Job der Polizei? Womöglich, seit Polizeioberkommissarin Elisabeth "Bessie" Eyckhoff (Verena Altenberger) hier ermittelt, nun in ihrem dritten Fall, sie kümmert sich um die alte Dame ohne Katze, hängt Suchzettel auf, was den Kollegen selbstredend für schale Witze gereicht. Alles beim Alten: Die junge Polizistin kurbelt, die tumben Kollegen beißen in ihre Leberkässemmel und zwischendrin, das ist neu, geht es um theoretische Physik, speziell um Quantenmechanik.

Nach Werner Heisenberg hängt auf eine subtile Weise alles mit allem zusammen, und so führt das vermisste Haustier in Frau Schrödingers Katze direkt in die menschlichen Abgründe der kleinbürgerlichen Existenz. Da ist das Ehepaar Meyer (Lilly Forgách und Ferdinand Dörfler), das in seiner klamaukigen Garstigkeit haarscharf am Boulevardtheater vorbeischrammt, aber dann doch probat die Raffgier verkörpert, deren Motor die Sehnsucht ist, zur Münchner Schickeria dazuzugehören. Ebendiese Meyers haben sich an die herzkranke Katzenbesitzerin Schrödinger (Ilse Neubauer) herangewanzt und wollen sie um ihr Haus bringen. Auf dem Weg dahin gibt es zwei Tote. Ein wenig aus Zufall, aber auch, weil allen alles egal ist. Ein Toter mehr? Auch wurscht.

"Ich habe noch nie eine Frau in Uniform geküsst", sagt der junge Mann

Den Zuschauer überrascht nichts, er weiß ohnehin bereits alles, während Ermittlerin Eyckhoff noch der Spur von Katzenurin folgt. Spannend ist in diesem Polizeiruf von Clemens Maria Schönborn (Drehbuch) und Oliver Haffner (Regie) nicht sehr viel, im Vergleich mit den ersten temporeichen Fällen mit Verena Altenberger ist er sehr entschleunigt, wirkt mit der Geschichte der ahnungslosen Dame mit fiesem Zugehpersonal wie ein Krimi aus den Achtzigern, als bei Derrick und Der Alte die Ermittler noch unbedarft minutenlang starren durften.

"Und wie soll man jemals etwas Richtiges entscheiden, wenn alles immer gut und schlecht gleichzeitig sein kann?", fragt Bessie Eyckhoff einen attraktiven Physiker auf der Durchreise. Über ihr Privatleben erfährt man trotzdem nichts, der Flirt dient eigentlich nur als Rampe, um eine Veränderung im Leben der Ermittlerin einzuleiten. "Ich habe noch nie eine Frau in Uniform geküsst", sagt der junge Mann. Und die bescheidet ihm, dass er sich beeilen muss, sie wird sie nicht mehr lange tragen. Entwarnung: Ein Abschied ist es nicht. Eyckhoff wird weiter ermitteln, ein Segen, nur an anderer Stelle beim Polizeiruf in München, ihre alten Kollegen müssen dann alleine weiter Leberkässemmeln essen und doofe Frauenwitze machen.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr, und hier: in der ARD-Mediathek.

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Titel: Polizeiruf 110: Der Ort, von dem die Wolken kommen Untertitel: Szenenfoto

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