Der syrische Fotograf Ameer al-Halbi wurde am Samstag in Paris von einem Polizisten schwer im Gesicht verletzt. Al-Halbi berichtete von einer Demonstration für Pressefreiheit und gegen ein neues Sicherheitsgesetz. Laut Zeugenaussagen stand al-Halbi in einer Gruppe von Fotografen, er sei klar als Mitglied der Presse zu erkennen gewesen. In einem Interview mit dem Fernsehsender BFM erklärte al-Halbi, er habe fotografiert, "wie ein Polizist jemanden schlägt, der am Boden liegt". 30 Sekunden später sei er selber mit einem Schlagstock ins Gesicht geschlagen worden und dann zu Boden gegangen. Er wurde nach Angaben des behandelnden Krankenhauses mit einer gebrochenen Nase und offenem Augenbrauenbogen eingeliefert.
Der 24-jährige Ameer al-Halbi lebt seit drei Jahren in Frankreich. Er hatte für die AFP vom Krieg in seiner Heimatstadt Aleppo berichtet. Seine Fotos aus dem Syrienkrieg wurden unter anderem mit dem "World Press Photo Award" ausgezeichnet. Der französische Generalsekretär des Vereins "Reporter ohne Grenzen", Christophe Deloire, schrieb auf Twitter: "Ameer ist aus Syrien gekommen, um hier Schutz zu suchen, so wie andere syrische Fotografen auch. Das Land der Menschenrechte sollte ihn nicht bedrohen, sondern schützen."
Der Protest richtete sich insbesondere gegen Artikel 24 des neuen Sicherheitsgesetzes
Al-Halbi sagte in einem Interview mit AFP: "Als ich 15 Jahre alt war, wurde ich in Aleppo bei einer Demonstration durch zwei Schüsse an der Hand verletzt. Mir sind diese Erinnerungen aus Syrien wieder in den Kopf geschossen." Er berichtete weiter, dass die Polizei ihn zwei Stunden lang daran gehindert habe, die Demonstration zu verlassen, um ins Krankenhaus zu kommen. Die AFP forderte von der Polizei eine Aufklärung des Falles. Die Polizei meldete, dass bereits interne Ermittlungen begonnen hätten.
Der Protest am Samstag richtete sich insbesondere gegen den Artikel 24 des neuen Sicherheitsgesetzes, der verbieten soll, Polizisten bei der Arbeit zu filmen, wenn man ihnen mit diesen Bildern "psychisch oder physisch schaden" möchte. Ein Verstoß soll mit einer Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden können. Das Gesetz wurde vor einer Woche in der Nationalversammlung in erster Lesung angenommen und wird als nächstes vom Senat diskutiert.