Die ARD plant, ihre Politmagazine seltener auszustrahlen. 15 Ausgaben laufen von jeder der sechs Sendungen im Jahr. Wie das Branchenportal Übermedien berichtete, sollen künftig nur noch je elf zu sehen sein. Betroffen sind Panorama, Monitor, Kontraste, Fakt, Report Mainz und Report München. Deren Berichterstattung macht den wesentlichen Info-Bestandteil der Öffentlich-Rechtlichen aus. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist nun offenbar bedroht.
Aus 90 Sendeplätzen sollen 66 werden, heißt es in dem Bericht. Die ARD-Programmdirektion teilt auf SZ-Nachfrage recht schwammig mit: "Die ARD befindet sich derzeit in intensiven Beratungen zum digitalen Umbau. Die Politikmagazine gehören zur DNA der ARD. Es geht darum, ihre Themen und Inhalte auch in der Mediathek nach vorne stellen zu können." In der Mediathek werden die Politmagazine offenbar nicht rasend gut abgerufen. Daher, so heißt es bei Übermedien, sollen die Redaktionen künftig stattdessen pro Format und Jahr zwei Dokus produzieren. Offenbar wird auch diskutiert, die Doku-Reihe Die Story im Ersten am Montagabend aufzugeben. "Fest steht, dass die Information in der ARD nicht geschwächt, gekürzt oder reduziert wird", teilt die Rundfunkanstalt mit.
"Wir waren digital, bevor die allermeisten Angebote der ARD digital waren."
Georg Restle leitet das WDR-Magazin Monitor und wäre von dem Einschnitt direkt betroffen. Das Digitalisierungs-Argument lässt er nicht gelten: "Wir waren digital, bevor die allermeisten Angebote der ARD digital waren", sagt er der SZ. Dass die Magazine in den Mediatheken bisher offenbar nicht zur Zufriedenheit der Verantwortlichen abgerufen werden, liegt für ihn an der digitalen Präsentation: "Politmagazine wurden in den Mediatheken bisher nicht kuratiert und beworben. Da verwundert es nicht, dass sie sich dort nicht etablieren konnten."
Auf Social Media erziele auch seine Sendung Monitor mit einzelnen Videos Millionen Aufrufe. Das NDR-Magazin Panorama habe mit dem funk-Kanal Strg_F bewiesen, dass sie verschiedene Generationen erreichen können. Durch Recherchen wie zum Maskenskandal, die Cum-Ex-Geschäfte oder den Sturm auf das Kapitol in Washington würden Debatten mitbestimmt und aktuelle Recherchen geliefert. "Die Stärke wollen wir auch zukünftig zeigen", sagt Restle. Natürlich seien sie dabei offen für Veränderung in der Gestaltung. Er warnt vor einer "Entpolitisierung und Trivialisierung des Programms, wenn die Stückzahl der Magazine reduziert werde und möglicherweise weitere journalistische Hintergrundformate ihre Sendeplätze verlieren sollten."
Im Februar erst war bekannt geworden, dass der WDR Einschnitte beim Kulturprogramm plant und mehrere Literatursendungen einstellen will. Schon damals waren besorgte Zwischenrufe zur Verflachung des Programms laut geworden.