Zum Start der RTL-Serie "Dschungelcamp":Wenn ein Politiker ins Camp einzieht

Zum Start der RTL-Serie "Dschungelcamp": Demnächst im RTL-Dschungelcamp: Günther Krause, ehemaliger Verkehrsminister.

Demnächst im RTL-Dschungelcamp: Günther Krause, ehemaliger Verkehrsminister.

(Foto: TVNOW/ RTL)

Der ehemalige Verkehrsminister Günther Krause geht unter die Fernsehcamper. Vor ihm traten bereits andere Politiker in TV-Serien auf - mit sehr gemischten Ergebnissen. Ein Überblick.

Aus der SZ-Redaktion

Als DDR-Staatssekretär hat Günther Krause über die deutsche Einheit mitverhandelt und schließlich den Einigungsvertrag unterschrieben. Dann wurde er Verkehrsminister der jungen Bundesrepublik. Dann Rosenkrieger, Pleitier, Hausbesetzer. Und ab Freitag tritt er im RTL-Dschungelcamp an. Jener Reality-Sendung im australischen Unterholz, in der Kandidatinnen und Kandidaten in Ekelprüfungen gegeneinander antreten und auf ein bisschen Berühmtheit hoffen. Krause selbst sagt, er wolle: der Welt den ostdeutschen Unmut erklären. Ob er die Show als Deutschlanderklärer oder als Lachnummer verlassen wird, bleibt abzuwarten. Denn die Vergangenheit hat gezeigt: Wer die Bühne des Unterhaltungsfernsehens mit einer politischen Mission betritt, muss mit höchst unterschiedlichem Erfolg rechnen. Ein paar Beispiele.

Armin Laschet im Tatort "Das Team"

Die Szene: Vier Kommissare sind ermordet worden, sieben Ermittler sollen in einem Tagungshotel zum Team werden, um den Täter zu finden. Der Polizeipräsident hält eine harthölzerne Rede, in der er von einer "noch nie da gewesenen Bedrohung unseres Bundeslandes und seiner Sicherheit" spricht. Laschet spielt sich selbst und steht neben dem Polizeipräsident. Er wiegt bedächtig den Kopf und spricht ein paar ernste Worte. Aber mit den Füßen wippt er ungeduldig vor und zurück. Als Rampensau weiß er genau, dass man es anders machen muss, wenn man das Publikum will.

Bester Satz: "Ich weiß, dass Sie das nicht toll finden werden, ich musste mich auch an den Gedanken gewöhnen"

Demnächst in: den "Schlagerchampions" neben Florian Silbereisen und mit einem Lied über seine Oma. Von Claudia Tieschky

Hillary Clinton in "Saturday Night Live"

Die Szene: Hillary Clinton, Ex- First Lady der USA, Ex-Senatorin, Ex-Außenministerin, Präsidentschaftskandidatin 2016 trat im Oktober 2015 in der Comedy-Show Saturday Night Live auf. In einer Spiegelszene: Hillary Clinton, gespielt von Kate McKinnon, kommt wahlkampfmüde in eine Bar und mit der Frau hinter der Theke, gespielt von der echten Hillary Clinton, ins Gespräch. Die falsche sagt zur echten: "Ich wünschte mir, Sie wären Präsidentin." Darauf die Bartenderin, die 2016 gegen Donald Trump verlieren wird: "Me too!"

Bester Satz: Clinton kann Trump perfekt nachahmen und zitiert ihn prophetisch: "You're all losers!"

Demnächst in: Es war einmal... in Washington. Als Trump. Von Willi Winkler

Gerhard Schröder in "GZSZ"

Die Szene: Die Daily Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten ist ja so etwas wie die Fortsetzung der Currywurst mit anderen Mitteln - und damit wie geschaffen für einen, der die Volksnähe für die deutsche Sozialdemokratie neu übersetzt mit Lebemann-Attitüde (Brioni, Cohiba, jede Menge Ehen). Gerhard Schröder, damals Ministerpräsident Niedersachsens, ist im Juni 1998 also zu sehen, wie er im GZSZ-Lokal "Fasan" speist. Jubiläumsfolge, Nummer 1500, und es wird geheiratet. Fünf Sätze spricht der spätere Kanzler. Das brachte eine Rekordquote von 6,73 Millionen Zuschauern und zog Kollegen wie Klaus Wowereit, Eberhard Diepgen, Manfred Stolpe oder Matthias Platzeck in die Sendung.

Bester Satz: "Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit. Ich weiß, wie schwer das ist."

Demnächst in: Schweiger-Tatort, verdeckte Ermittlungen, Russenmafia-Milieu. Der Ermittler Nick Tschiller trifft Schröder nach erledigtem Auftrag zufällig am Pausen-Büffet in der Elbphilharmonie. Tschiller (mit leicht derangiertem Gesicht): "Gerade noch mal heil rausgekommen." Schröder: "Herzlichen Glückwunsch. Ich weiß, wie schwer das ist." Von Jakob Biazza

Henry Kissinger im "Denver-Clan"

Die Szene: Bei einem Wohltätigkeitsball begegnet Kissinger 1983 dem heimlichen Star der Serie, dem sogenannten "Biest" Alexis (Joan Collins), die ihn mit dem Satz beflirtet: "Henry, hello. Ich habe Sie ja seit Portofino nicht mehr gesehen. Es war toll." Kissinger - Ex-US-Sicherheitsberater, Ex-US-Außenminister, Geopolitiker und bis heute weltweiter Berater - galt, das muss man wissen, als Frauenschwarm und -held und zitierte gern Napoleon: "es gibt kein größeres Aphrodisiakum als die Macht."

Bester Satz ist deshalb seine Antwort an das Biest: "Stimmt."

Demnächst in: Das Schweigen der Männer von Til Schreier. Von Willi Winkler

Sean Spicer in "Dancing with the Stars"

Die Szene: Und dann rutscht Sean Spicer, damals Sprecher von US-Präsident Donald Trump, in weißen Hosen, die ein klein bisschen zu eng sind, über das Parkett. Er schüttelt seinen Körper in einem Puschelhemd, das ein bisschen zu neongrün ist. Zu "Spice Up Your Life" von den Spice Girls. Spicer ist als Tänzer noch schrecklicher denn als Sprecher - doch wen stört das? Die Leute wollen sehen, wie er im textilen Offenbarungseid über die Tanzfläche marodiert - wohl auch, weil ihn Trump auf Twitter anfeuert. Acht Wochen lang bleibt Spicer im Reality-TV-Wettbewerb Dancing with the Stars. Er soll knapp 300 000 Dollar dafür bekommen haben.

Bester Satz: "Ich gebe den Leuten, was sie wollen."

Demnächst in: Sendungen zum Präsidentschaftswahlkampf. Die Schamlosigkeit des Auftritts macht ihn sicher zum gefragten Talkshowgast. Von Jürgen Schmieder

Heide Simonis in "Let's Dance"

Die Szene: Es waren keine leichten Jahre für Heide Simonis. Nicht vor ihrem Auftritt bei Let's Dance, danach zunächst eher auch nicht. Währenddessen war es dafür richtig schwer: Die SPD-Politikerin war 2006 in die RTL-Tanzshow gegangen, um Aufmerksamkeit und Spenden zu generieren, offiziell zumindest. Leider tanzte sie nicht gut. "Platschfüßig", "kein Taktgefühl", "stocksteif wie ein Brett" kommentierte die Jury. Und dann titelte Bild mit "Hoppel-Heide" oder montierte ihr Maden ins Gesicht. "Heide Simonis jetzt ins Dschungel-TV?" Irgendwann gab sie wegen gesundheitlicher Probleme auf, offiziell zumindest.

Bester Satz: "Sie können mich auch weiterhin gerne unterstützen, indem sie eine kleine Spende an Unicef entrichten und somit eine gute Tat begehen."

Demnächst in: Man würde ihr wünschen, dass sie spätestens nach ihrem Gastspiel bei der Doku-Soap Die Promi-Pauker 2010 genug hat. Von Jakob Biazza

Tony Blair bei den "Simpsons"

Die Szene: Tony Blair, der es im sozialdemokratischen Rausch der "Cool Britannia"-Jahre zum Premierminister gebracht hatte, war in den unterbeschäftigten Neunzigern so was wie die Politiker-Inkarnation des Britpop. Sein Gastauftritt in Die Simpsons passt perfekt zu dieser Karriere als Party-und-Spaß-Premier. Die Episode mit dem Titel "The Regina Monologues" ist die vierte Folge der fünfzehnten Staffel und wurde 2003 ausgestrahlt, als er sein Land bereits an der Seite von George W. Bush in den Irakkrieg geführt hatte. Die Familie Simpson macht Urlaub im Vereinigten Königreich und wird von einer Trick-Version Tony Blairs, der sich persönlich selbst eingesprochen hat, am Flughafen begrüßt.

Bester Satz: "Ich muss weiter zum nächsten Termin und ein sympathisches holländisches Pärchen an Gate 23 begrüßen."

Demnächst in: Exit vom Brexit - der Film. Von David Steinitz

Christian Ude in der "Lindenstraße"

Die Szene: Oft hat die zuende gehende Vorabendserie Lindenstraße alltägliche Probleme verhandelt. 2008 ging es um Feinstaub: Mutter Beimer will eine Fahrradsternfahrt organisieren und sucht im Münchner Rathaus das Umweltreferat. Da läuft sie im Treppenhaus, einfach so, dem damaligen Oberbürgermeister Christian Ude über den Weg. Nach Ausstrahlung der Folge fand tatsächlich eine Fahrradsternfahrt in München statt.

Bester Satz: "Ach, ich bitte Sie, ich unterstütze solche Aktivitäten voll und ganz."

Demnächst in: Mit der gezeigten Großzügigkeit könnte Ude ohne Weiteres die deutsche Variante einer Oprah Winfrey Show übernehmen. Von Carolin Gasteiger

Madeleine Albright in "Gilmore Girls"

Die Szene: Madeleine Albright schleicht sich zwar gerade ins Bett, sieht aber trotzdem aus wie Madeleine Albright. Schickes Kostüm, Brosche am Revers, so liegt sie neben Rory. Es ist die sechste Staffel von Gilmore Girls, einer Serie, die sich um die besondere Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer nur 16 Jahre jüngeren Tochter dreht. Und Rory, die Tochter, träumt in einer der typischen bizarr-schönen Szenen, dass Albright, US-Außenministerin von 1997 bis 2001, ihre Mutter ist. Es ist die Nacht ihres 21. Geburtstags, Albright erzählt von der Geburt, den Schmerzen, dem Glück. Analog hat man das in der ersten Staffel schon gesehen, nur eben mit der richtigen Mutter, Lorelai. Albright also war 2005 schon Mutti, als Angela Merkel noch weit von dem Spitznamen entfernt war.

Bester Satz: "Ich habe geflucht wie ein Seemann."

Demnächst in: How I Met your Mother - A Year in the Life. Von Elisa Britzelmeier

Markus Söder in "Dahoam is Dahoam"

Die Szene: Wenn es nur eine wäre! Doch der Gastauftritt des damaligen bayerischen Heimatministers Markus Söder in der BR-Serie Dahoam is dahoam war recht ausführlich. Sein Wagen bleibt liegen, die Bürgermeisterin nimmt Söder mit. Kritisiert wurde nach der Ausstrahlung 2015 nicht mal so sehr seine schauspielerische Leistung, sondern dass er auf der Autofahrt zentrale Inhalte des CSU-Wahlprogramms referieren durfte. Was man gegen die Abwanderung vom Land tue etwa, dass "Bayern Vorbild in ganz Deutschland" sei und er selbst "immer konkret". Die Opposition wütete, der BR erklärte das Vorgehen zum Konzept, Söder verstand die Aufregung nicht.

Bester Satz: "Sind Sie Metzgerin?"

Demnächst in: House of Bierfilz. Von Elisa Britzelmeier

Frank-Walter Steinmeier in "Stromberg - der Film"

Die Szene: Der Chef der Schadensregulierung ist ein Anpacker, immer bereit, sein Arbeitsethos bei der Capitol in einen Herrenwitz zu kleiden. "Probleme sind wie Brüste, wenn du sie anfasst, macht es am meisten Spaß", so spricht Bernd Stromberg. Dann schasst ihn die Versicherung - und der Bürokrieger wird zum Sozialkämpfer. Er geht in die SPD und trifft in Berlin deren Schadensregulierer: Frank-Walter Steinmeier. Flott wie weiland beim TuS 08 Brakelsiek trabt der Fraktionsvorsitzende (wurde 2013 gedreht) an Stromberg vorbei. Später sinniert Stromberg über die Partei: "Leute wie ich sind hier so wichtig wie Tote beim Bestatter."

Bester Satz: "Ach Mensch. Stromberg, Du hier? Wie läufst's? Nerven behalten!"

Demnächst in: Lass das mal den Papa machen. Von Claudia Fromme

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