Politik im TV:Hallo, Mr. Trump

Ihre Sicht der Dinge in 30 Sekunden: Katar und die Golfstaaten tragen ihren Konflikt mittels sehr geschickt platzierter Werbespots in die US-Medien. Ziel der Botschaften sind nicht die normalen Bürger, sondern die Entscheider in Washington.

Von Moritz Baumstieger

Als die Liveübertragung des Golf-Turniers British Open auf NBC 4 am 23. Juli unterbrochen wurde, dürften sich einige Zuseher gewundert haben. Zwischen den auf dem Sendeplatz erwartbaren Werbespots lief einer, in dem keine Softdrinks oder SUVs beworben wurden, sondern der politische Spin einer weit entfernten Krise: Das Emirat Katar, hieß es hier 30 Sekunden lang, finanziere Terrorismus und destabilisiere US-Verbündete.

Die Werbung fasste so exakt das Narrativ zusammen, das Saudi-Arabien und drei weitere Golfstaaten als Begründung anführten, als sie Katar am 5. Juni mit einer Blockade belegten. Diese Kohärenz ist kein Zufall: Als Verantwortlicher für den Spot zeichnet ein "Saudi American Public Relation Affairs Committee", eine Lobbygruppe, die angeblich unabhängig vom saudischen Königshaus den US-Bürgern die Interessen des Königreichs nahebringen will.

Während Katar mittlerweile zwei Lobbyfirmen engagiert hat, um auf Entscheidungsträger einzuwirken, versuchen die Saudi-Araber mit den Werbespots eher die Volksvertreter zu erreichen, denn das Volk selber: Der Clip lief bisher nur auf dem Washingtoner NBC-Ableger NBC 4 und insgesamt nur sieben Mal - und damit zu selten, um Breitenwirkung zu erzielen. Dafür waren die insgesamt 138 000 Dollar teuren Werbeplätze aber überaus geschickt gewählt: Viermal buchten die Saudi-Araber in den vergangenen Wochen einen Werbeplatz während Meet the Press, einer Interviewsendung am Sonntagmorgen, die praktisch nur vom politischen Washington gesehen wird. Weitere drei Mal lief der Clip während Golfübertragungen - was sich wohl am ehesten damit erklären lasst, dass der Mann im Weißen Haus Golfen und Fernsehen zu seinen liebsten Hobbys zählt.

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