Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich die Redaktion der wichtigsten Zeitung eines Landes und ihr Verlagsvorstand öffentlich der Geldgier oder Dummheit bezichtigen, sich mit fristlosen Kündigungen und Misstrauenserklärungen überziehen und Worte wie "Schufte" und "Kanaillen" fallen. Doch die Gazeta Wyborcza (GW) ist nicht nur die führende Zeitung Polens, sondern versteht sich auch als kämpferische Speerspitze der Demokratie und sieht sich in der schwersten Krise ihrer gut drei Jahrzehnte jungen Geschichte - nicht wegen äußerer Feinde, sondern durch die eigenen Verleger. Der Herausgeber wurde fristlos gefeuert, die Journalisten fürchten eine "Zähmung" und den Abstieg zum Boulevard.
Polen:Sie wollen sich nicht zähmen lassen
Polens führende Zeitung gilt als Speerspitze der Demokratie. Sie schreibt gegen Korruption und Populismus an. Nun aber ist ein neuer Kampf entfacht: mit den eigenen Verlegern.
Von Florian Hassel
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