How We Fix This
Dass es mit dem Klimawandel schon lange fünf nach zwölf ist, merkt jeder, der gerade stündlich den Regenradar aufruft oder die Winterklamotten immer noch nicht endgültig in den Keller verbannen will. Auch entsprechende Podcasts, die die Auswirkungen des Klimawandels beschreiben, gibt es viele. How We Fix This von Spotify und der Non-Profit-Organisation Norrsken geht nun einen Schritt weiter. Wie der Titel sagt – lose übersetzt: „Wie wir das hinkriegen“ –, sucht der Podcast nach Lösungen. In acht Episoden stellt der Host Alexander Skarsgård (genau, der smarte Unternehmer aus der Serie Succession) konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel vor. In den vier bereits erschienenen Folgen geht es um Zement, der die Luft reinigt, rülpsende Kühe und ein bayerisches Start-up, das kakaofreie Schokolade herstellt. Warum Start-ups? Weil sie uns zeigen können, was möglich ist, heißt es in der ersten Folge. Flankiert werden die einzelnen Ansätze durch die Aussagen von Wissenschaftlern, und so entgeht How We Fix This dem Verdacht, nur Werbung zu machen. Oder blanken Aktivismus. Skarsgård führt dabei unterhaltsam durch die einzelnen Folgen, und es hilft, dass er sich dabei oft extra doof anstellt: „Kannst Du es noch mal für Fünfjährige erklären?“ Mit diesen alltagstauglichen Lösungen ist der Podcast sehr informativ – und inspirierend. Carolin Gasteiger
Die grüne Mauer
Es ist ein extrem ambitioniertes, um nicht zu sagen größenwahnsinniges Projekt. Weshalb es nicht wenige Menschen gibt, die glauben, dass es scheitern wird. Aber was heißt das in diesem Fall schon: scheitern? Die Afrikanische Union hat 2007 beschlossen, dass bis zum Jahr 2030 eine sogenannte „Große Grüne Mauer“ entstehen soll, ein Gürtel aus Bäumen und Grünflächen in der Sahelzone südlich der Sahara, vom Senegal quer über den Kontinent bis nach Äthiopien. Elf Länder sind beteiligt, die wieder begrünte Fläche soll 100 Millionen Hektar bedecken. Wenn es bis Ende dieses Jahrzehnts nur 50 oder auch nur 30 Millionen Hektar sein sollten – war dann alles vergeblich? Sicherlich nicht. Die erfahrene Afrika-Korrespondentin Bettina Rühl hat für ihre fünfteilige Feature-Reihe des Deutschlandfunks fünf der elf beteiligten Länder bereist – Senegal, Burkina Faso, Nigeria, Tschad und Äthiopien – und jeweils mit Menschen gesprochen, die an der Umsetzung des Projekts beteiligt sind. Zugleich beschreibt sie, wie sich der Klimawandel jeweils auswirkt in den von ihr besuchten Regionen, welche konkreten Maßnahmen vor Ort sinnvoll sind, wie kreativ die Menschen sind und wie fortgeschritten das Projekt ist. All das lässt sich nicht lösen von ethnischen Konflikten, teilweise instabilen politischen Verhältnissen, dem Terror islamistischer Gruppierungen und der Binnen-Migration in den jeweiligen Ländern. Rühl erzählt – ohne Verklärung – eine positive Geschichte aus Afrika, deren noch offener Ausgang Auswirkungen auch auf Europa haben wird. Stefan Fischer
Feeling Blue – Paartherapie mit dem Ozean
Liebe allein reicht leider nicht, um eine gesunde Beziehung zu führen. Das spüren die Ozeane weltweit. Feeling Blue ist ein Podcast der Wochenzeitung Der Freitag über die toxische Beziehung zwischen Mensch und Meer. Er geht den Ursprüngen auf den Grund, deckt ungesunde Verhaltensmuster auf und klagt Machtmissbrauch an. Nicht, um Meer und Mensch für immer zu trennen, sondern um sie zu versöhnen. In fünf Folgen hangeln sich die Hosts Svenja Beller, Julia Lauter, Martin Theis und Fabian Weiss an Konzepten der Paartherapie entlang. Dabei hören sie vor allem zu: Klimaforschern aus Kenia, Seegurkenbauern aus Honduras, Geo-Ingenieuren von den Philippinen, Fischern aus Fidji. Sie versuchen, den Ozean ganzheitlich und aus allen Perspektiven zu erfassen. Dabei wird klar, wie umkämpft dieser Raum ist. Die Schifffahrt, ohne die das internationale Wirtschaftssystem zusammenbrechen würde, konkurriert mit sterbenden Korallen, internationale Institutionen mit der Industrie, Menschen, die Fisch aus Genuss essen, mit Menschen, die auf den Konsum angewiesen sind. Feeling Blue macht, wie der Name vermuten lässt, traurig. Gleichzeitig bekommt man als Hörerin richtig Lust, aktiv zu werden, den Ozean nicht mehr mit Scheinlösungen zu gaslighten, sondern anzufangen, die Beziehung zu retten. Christina Lopinski
Geschichten aus der Mathematik
„Konflikte, Liebe und jede Menge Drama.“ So bewerben die Macher ihren im zweiwöchigen Rhythmus erscheinenden Podcast Geschichten aus der Mathematik. Und dass die Koproduktion des Podcast-Radios detektor.fm mit dem Magazin Spektrum der Wissenschaft keine gewöhnliche Mathestunde ist, wird bereits in der ersten von bislang drei erschienenen Episoden deutlich, in der der Mord an dem im 19. Jahrhundert lebenden Mathematiker Évariste Galois geschildert wird. In der Nacht zuvor hatte er sein mathematisches Vermächtnis niedergeschrieben – womit er ein neues Forschungsfeld begründen sollte. Was Pizzakartons damit zu tun haben, erklärt die Moderatorin Charlotte Thielmann gemeinsam mit dem Mathematiker Demian Nahuel Goos und der Physikerin Manon Bischoff. Nicht weniger anspruchsvoll wird es, als sich das Trio dem Begründer der Mengenlehre, Georg Cantor, widmet. Oder war Ihnen klar, dass unendlich nicht gleich unendlich ist? Vor allem die Einordnungen von Thielmann, die Erfahrungen aus ihrem Studium einfließen lässt, bereichern diesen Podcast – auch wenn er nicht alle Rätsel lösen kann. Doch das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis: Es gibt Fragen, welche die Mathematik womöglich nie beantworten wird. Marvin Zubrod