Podcast "Wer hat Burak erschossen?" im RBB:Radio kann spannend von Mord erzählen

Tatort Burak Bektas

In Berlin-Neukölln erinnert ein Schild an den 22-jährigen Burak, der hier 2012 erschossen wurde. Die Polizei prüft einen rechtsextremistischen Hintergrund.

(Foto: Regina Schmeken)

Der US-Podcast "Serial" war ein Renner. Jetzt gibt es eine deutsche Adaption - auch hier geht es um einen echten, ungeklärten Mord.

Von Stefan Fischer

Der Erfolg der amerikanischen Podcast-Serie Serial hat sich auch im öffentlich-rechtlichen Radio hierzulande herumgesprochen. Das Autorenteam von Serial - die in den USA durch den Podcast This American Life aus Chicago bekannt sind - berichteten 2014 in zwölf Episoden von ihrer Recherche in einem Mordfall, in dem womöglich der falsche Mann als Täter verurteilt worden ist. Ihr Podcast hatte so viele Hörer, dass weitere Staffeln mit neuen Fällen in Arbeit sind und das Projekt jetzt sogar fürs Fernsehen neu aufgelegt wird.

Vom Radio hatte man nicht erwartet, dass es plötzlich den Renner für ein Publikum liefert, das sich längst unabhängig vom Programmschema gemacht hat - und das damit genau die Gruppe ist, die dem klassischen Rundfunk davonläuft. Aber genau das ist hier passiert.

Die ARD hat das Potenzial von Podcasts schon länger erkannt: Ihre Download- und Abozahlen für Beiträge in Form von Mediendateien sind beachtlich. Serielles Erzählen findet sich im Radio bislang aber kaum. Der WDR immerhin hat 2014 den vierteiligen Krimi The Cruise produziert, der aber mit einem unbefriedigenden Cliffhanger geendet hat - und sich aktuell durch eine dröge zweite Staffel windet. Der SWR und Deutschlandradio Kultur haben sieben Kreuzberger Mädchen ein Jahr lang begleitet - als Doku-Serie.

Angehörige, Freunde, Zeugen und Polizisten werden vom Autor befragt

Ein Projekt mit mehr Ambition, das zudem erkennbar vom US-Erfolg Serial inspiriert ist, startet nun der Rundfunk Berlin-Brandenburg. Wer hat Burak erschossen? ist als reine Podcast-Serie in neun Teilen angelegt, im Radioprogramm werden nur Kurzableger zu hören sein. Es geht um den realen Mordfall an einem 22-jährigen Berliner im April 2012, der bis heute nicht aufgeklärt ist.

Der Autor Philip Meinhold geht vor wie die Macher von Serial: Er spricht mit Angehörigen, Freunden, Zeugen und Polizisten, er wertet Medienberichte und Ermittlungsunterlagen aus. Jede Episode hat ein Thema, in der ersten steht das Opfer im Mittelpunkt, in der zweiten der Tathergang. Die Hoffnung der Produzenten ist, dass die Sache eine Eigendynamik entwickelt und neue Hinweise ans Licht kommen.

So gibt es Parallelen zu einem zweiten Mord, bei dem es einen Verdächtigen gibt. Womöglich schreiten die Ermittlungen zu diesem Fall so weit voran, dass sie auch die Causa Burak verändern. Zudem ruft eine neue Auseinandersetzung mit einem Verbrechen mitunter Zeugen auf den Plan, die bislang nicht ausgesagt haben. Bei Serial jedenfalls war das so.

Nicht sensationslüstern wie das Fernsehen

Wer hat Burak erschossen? ist gut gemacht, auch wenn es im ersten Drittel der zwanzig Minuten langen Pilotfolge etwas rumpelt, weil Meinhold und sein Redakteur Jens Jarisch sich zu lange mit dem Vorwort aufhalten, statt loszulegen. Wenn Meinhold dann aber drin ist in seiner Erzählung, entwickelt sie schnell einen Sog, den man von Serial kennt. Radio, man hört es hier, kann enorm spannend von Mordfällen erzählen, und zwar ohne dabei so sensationslüstern zu werden, wie es im Bilder-Medium Fernsehen schnell passieren kann.

Und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht es - anders als bei Serial - auch nicht erst eine aufwändige Crowdfunding-Kampagne, um richtig guten Audio-Journalismus zu finanzieren.

Wer hat Burak erschossen? Neunteilige Podcast-Serie, immer donnerstags mit einer neuen Folge auf www.rbb-online.de. Eine fünfminütige Kurzfassung wird donnerstags auf Radioeins (9.10 Uhr) und Kulturradio RBB (14.10 Uhr) gesendet. Dazu begleitdend: webdoku.rbb-online.de/burak.

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