Süddeutsche Zeitung

Podcast-Tipps:Ruhm und Verbrechen

Kriminelle Musiker, erfolgreicher Grusel und Tipps für die Corona-Zeit: Die Podcast-Empfehlungen aus der SZ-Redaktion im April.

Von SZ-Autoren

Unterwegs in beängstigenden Welten: Die SZ-Medienredaktion stellt ihre Lieblingspodcasts im April vor und wagt sich an historische Tatorte, in den Backstagebereich von Bands sowie das eigene Zuhause.

Die "Wahrheit" in Zeiten von Corona

bpb.de/podcasts

Podcasts zum Thema Corona gedeihen in der Krise wie die endlich mal frisch gesäten Balkonpflanzen. Einer davon ist Die Wahrheit in Zeiten von Corona. Der Journalist Axel Schröder spricht im Auftrag der Bundeszentrale für Politische Bildung in zunächst zwei Teilen mit Experten über Desinformation rund um die Pandemie. Ist das Virus eine Laborzüchtung der Chinesen, von "denen da oben" in die Welt gesetzt oder doch eine Erfindung der Pharmalobby? Es geht um gängige Mythen, die in sozialen Medien verbreitet werden, darum, wie das Bedürfnis nach Verschwörungstheorien überhaupt entsteht und was sich gerade am Vorgehen von Facebook, Whatsapp und Youtube ändert. Dass er die Anhänger solcher Theorien wohl gar nicht erst erreichen wird, reflektiert der Podcast gleich mit. Aber er macht Lust, bei der nächsten merkwürdigen Nachricht aus dem Bekanntenkreis noch entschiedener gegenzuhalten. Elisa Britzelmeier

Status: Homeoffice

detektor.fm/podcasts

Bislang war von einer Ausnahmesituation die Rede. Vergangene Woche hat der Vizekanzler Olaf Scholz erstmals wieder das Wort Normalität benutzt: Wir müssten uns, hat er gesagt, an eine neue Form der Normalität gewöhnen - an eine mit dem Coronavirus und entsprechenden langfristigen Konsequenzen für den Alltag. Für viele Menschen gehört dazu die unfreiwillige Arbeit im Home-Office. Nicht nur für zwei Wochen, wie man anfangs vielleicht meinte. Sondern für sechs, acht, zehn Wochen. Die neue Normalität im Job. Der digitale Radiosender Detektor.fm aus Leipzig hat Ende März Status: Homeoffice gestartet. Jeden Werktag spricht Marie-Sophie Schiller zehn Minuten lang mit Bettina Rollow, einer Beraterin für Organisationsentwicklung, über einen Aspekt der Heimarbeit. Es geht um Tipps und Strategien, wie sich der Einzelne und wie sich Teams organisieren, wie sie kommunizieren. Das ist hilfreich und tröstlich. Stefan Fischer

The Magnus Archives

rustyquill.com/the-magnus-archives

Einer der bekanntesten Horror-Fiction-Podcasts mit Millionen Zuhörern weltweit hat seine fünfte und letzte Staffel gestartet. Eine Gruppe von Archivaren untersucht in der Anthologie-Serie das Archiv des zwei Jahrhunderte alten Magnus-Instituts in London, das Berichte zu übernatürlichen und sonderbaren Phänomenen sammelt. Der neue Institutsleiter Jonathan Sims nimmt sich der Mammutaufgabe an, von jeder Akte eine Audiotranskription anzufertigen. Die einzelnen Kurzgeschichten jeder Folge werden von einer größeren Erzählung umrahmt. Denn je tiefer Sims im Archiv vordringt, desto entsetzlichere Dinge offenbaren sich. Der Podcast besitzt eine Creative-Commons-Lizenz und erreicht monatlich mehr als 2,5 Millionen Downloads. Längst gibt es eine von Fans kreierte umfangreiche Wiki-Seite. Wer wissen möchte, was hinter dem riesigen Erfolg steckt, kann sich auch noch in den vorherigen 160 Folgen verlieren, die seit 2016 erschienen sind. Tobias Obermeier

Verbrechen der Vergangenheit

geo.de

Ein Armenviertel um 1830 in London: Ein Straßenjunge wird umgebracht. Er ist das Opfer kaltblütiger Leichenräuber, die Körper an medizinische Fakultäten verkaufen. Knapp zwei Jahrhunderte zuvor treibt eine Giftmischerin in Paris ihr Unwesen, vor der Jahrtausendwende ist es der skrupellose Mafiaboss Pablo Escobar, der seinem eigenen Tod entgegensieht. In dem True-Crime-Podcast von Geo Epoche spürt Insa Bethke den erschreckendsten Kriminalfällen in der Geschichte der Menschheit nach. In den bis zu einer Stunde langen Folgen interviewt sie Experten zum Mord an dem berühmtesten Mann aus dem Eis, zum Serienmörder Gilles de Rais oder zu den Geschichten um die von Mafia geprägte Stadt Corleone. Aufwendig produziert und mit der brummig angenehmen Stimme von Peter Kaempfe werden die Fälle nach den kurzen Interviews atmosphärisch nacherzählt - was die lang zurückliegenden Verbrechen ganz nah erscheinen lässt. Nina Mohs

Disgraceland

disgracelandpod.com

Sex, Drugs and Rock'n'Roll, klar - schaut man sich das Leben von Musikern und Bands genauer an, kommt oft auch noch Kriminalität dazu. Grund genug für Jake Brennan, seinen englischsprachigen Podcast Disgraceland - was übersetzt so viel wie "das Land der in Ungnade Gefallenen" bedeutet und zugleich natürlich auf den Pilgerort aller Elvis-Fans anspielt - im True-Crime-Genre anzusiedeln. Ein Podcast über Musiker, die sich mindestens komplett daneben benehmen, deren böse Seiten man vielleicht so noch gar nicht kennt. Bis hin zu Musikern, die morden. In etwa einer Dreiviertelstunde schildert Brennan die entsprechenden Geschichten so mitreißend, dass man davon komplett eingesogen wird. Ob Amy Winehouses Drogentod, Axl Roses Wutausbruch bei einem Guns-N'-Roses-Konzert in Riverport, der zu massiven Ausschreitungen führte, oder eine Messerstecherei, in die Jay Z am Anfang seiner Karriere verwickelt war. Es gibt so viel Stoff, dass gerade die fünfte Staffel von Disgraceland gestartet ist. Theresa Rauffmann

sz.de/podcast-tipps

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Quelle:
SZ vom 20.04.2020
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