190220 - Ein Jahr nach Hanau
Zum Auftakt verliest die Journalistin Sham Jaff die Namen der neun jungen Menschen, die ein Rechtsradikaler vor einem Jahr in Hanau erschossen hat. Eine Geste des Respekts. Etwas, das die Angehörigen der Getöteten häufig vermissen. Jaffs Kollegin Alena Jabarine ist in die hessische Stadt gefahren, ihre erste Anlaufstation ist die Initiative 19. Februar Hanau, zu der sich Hinterbliebene zusammengeschlossen haben. Jabarine hört vor allem zu. Was sie erzählt bekommt darüber, wie die Angehörigen von den Ermittlern behandelt worden sind, ist teilweise erschütternd. In einer Kombination aus diesen Reportagen und einordnenden Gesprächen thematisiert der Podcast, den das ambitionierte Label ACB Stories für Spotify produziert hat, rechten Terror, Rassismus und Behördenversagen. Sowie eine Mischung aus Hilflosigkeit und Wurstigkeit von Polizei, Justiz und Politik im Umgang mit den Hinterbliebenen, die bei vielen zu einer zweiten Traumatisierung geführt hat. Stefan Fischer
Entführt - Der Fall Ursula Herrmann
Berichte über lange zurückliegende Verbrechen sind immer eine Gratwanderung. Zum einen, weil sie Ereignisse aufwühlen, die viele Opfer und ihr Umfeld endlich hinter sich lassen wollen. Zum anderen, weil sie oft interessengeleitet sind, sich jemand von der Justiz schlecht behandelt fühlt. Das ist auch im Fall Ursula Herrmann so. Die Zehnjährige wurde 1981 entführt und in einem Erdloch erstickt, 2010 wurde deswegen ein Mann verurteilt. Zu Unrecht - wie dieser findet, weshalb er sich von der Journalistin Katja Paysen-Petersen im Gefängnis besuchen lässt und ihr seine Version erzählt. Eine Berechtigung hat die feinfühlig dargestellte Recherche dennoch: Sie wurde nämlich angestoßen vom Bruder des Opfers, der ebenfalls überzeugt ist, dass andere für den Mord an seiner Schwester verantwortlich sind. Der Podcast erzählt davon, wie sich dieser Mann auf der Suche nach der Wahrheit aufreibt - und wie ein Verbrechen auch dann noch Leben zerstört, wenn es vermeintlich gesühnt ist. Verena Mayer
The Battersea Poltergeist
Natürlich gibt es Gespenster, oder? 1956 wurde die junge Shirley Hitchings von einem Poltergeist heimgesucht: Gegenstände flogen durch die Luft, es klopfte in den Wänden, eine Nachbarin sah Shirley über ihrem Bett schweben. Was war da los, in der Wycliffe Road 63 im Süden Londons? Woher kam der altertümliche Schlüssel im Bett der 15-Jährigen? Stammten die Kritzeleien an den Wänden wirklich von einem Gespenst? Der BBC-Reporter Danny Robins rollt die Ereignisse noch einmal neu auf, er trifft die heute 80 Jahre alte Shirley, er sichtet die Akten des Geisterjägers Harold Chibbett, der den Fall damals übernahm, er spricht mit Psychologen, Skeptikern und Exorzisten. Die Heimsuchungen werden dazwischen als gruselige Hörspiele nachgestellt. Hörer können ihre Theorien einreichen, die dann diskutiert werden. Gelingt es Robins, den Fall doch noch zu lösen? Könnte es am Ende sogar sein, dass es vielleicht gar keine Gespenster gibt? Nicolas Freund
Einfach aussteigen
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Nicolas Kreutter ist ein selbsternannter Auswander-Experte. In seinem Podcast unterhält er sich mit Menschen, die sich im Ausland ein neues Leben aufgebaut haben. Die Lebensläufe - vom IT-Administrator zum Content Creator, von der Sozialwissenschaftlerin zum Fitness-Model oder von der Aktienanalystin zur Schriftstellerin - klingen wie der wahr gewordene Traum jedes Work-and-Travellers. Genau so möchte man nach jeder Folge jeweils leben. Kreutter und seine Gäste erläutern, wie das geht. Denn es geht nicht nur um abgelegene Dörfer in Bulgarien und raue Küstenromantik in Südengland, sondern auch um Auslandskrankenversicherungen, Sprachunterricht und Behördengänge. Wären die Teilnehmer von Goodbye Deutschland! dazu gezwungen, vor ihrem Abschied aus der Heimat den Auswanderer-Podcast zu hören, würden vielleicht nicht so viele von ihnen in der Fremde scheitern. Für alle anderen ist dieser Podcast ein Kurzurlaub vom Corona-Alltag. Lina Wölfel