Roguemaker
Menschen und eine fremde Population vom Planeten Tand leben friedlich im Weltraum zusammen und genießen ihr außerterrestrisches Dasein: Auf ein Glas Wein geht es zu den Ringen des Saturn, für einen Musik-Wettbewerb ins Sirius Spa und Station Resort. In diesem liebevoll ausgedachten Universum - zu dem es nicht ohne Grund eine eigene Website gibt, die alles erklärt - spielt das englischsprachige Sci-Fi-Hörspiel "Roguemaker". Crew und Passagiere des Plutonic Flight 999, Weltraum-Äquivalent eines Billigfluges, müssen sich kurz nach dem Start in Rettungskapseln flüchten, weil die Maschinen ausfallen. Abgeschnitten von der Außenwelt warten sie auf die Bergungscrew - und alle stehen unter Verdacht, den Flug sabotiert zu haben. Ein spannendes Weltall-Kammerspiel entfaltet sich, in dem die Passagiere in Selbstgesprächen und Dialogen, unterbrochen von futuristischer Audiowerbung, nach und nach ihren wahren Charakter zeigen. Lilly Brosowsky
Erdsee
Der Sound ist satt: Es empfiehlt sich, diese Hörspiel-Adaption des Fantasy-Bestsellers von Ursula K. Le Guin des Raumklangs wegen mit Kopfhörern zu hören. Zwei Staffeln mit je sechs Folgen hat der WDR angekündigt, die erste liegt nun vor. In Rückblenden inszeniert Jörg Schlüter, wie Ged, ein Magier aus dem Inselreich, und Tenar, eine Hohepriesterin aus dem Reich Kargad, zueinander finden. Anfangs stehen sich die beiden noch gegenüber auf zwei Seiten einer Front, die diese Fantasywelt trennt - und es bedarf bei beiden auch einer charakterlichen Reifung, ehe sie zu Helden taugen. Ihnen gelingt es, einen Ring wieder zusammenzusetzen, der Erdsee endlich Frieden bringen soll, diese Welt aus einer anderen Zeit also wieder in eine Art unschuldigen Urzustand versetzen soll. Aber das ist kein Leichtes, Kämpfe und Gefahren gilt es zu überstehen, und das auf Basis von unzureichendem Wissen über tiefe, das Schicksal aller beeinflussenden Geheimnisse. Stefan Fischer
Breaking the Glass Slipper
Die Aussage, männliche Autoren herrschen über die Genres Horror, Fantasy und Science-Fiction, ist nicht ganz wahr. Denn inzwischen schreiben viele kreative Frauen, die Männer drängeln sich halt nur besser ins Scheinwerferlicht. Damit räumt dieser britische Interview-Podcast herrlich auf. Gleich in der ersten Folge zerlegen Megan Leigh, Charlotte Bond und Lucy Hounsom - allesamt selbst Autorinnen - die gängigen Best-of- und Top-Ten-Listen von Genrebüchern. Unter 50 Namen nur zwei Frauen? Völlig absurd. Das war 2016, seitdem laden die Hosts ausschließlich weibliche und queere Autorinnen in ihre Show, tauchen mit ihnen ein in fantastische Welten voll schwarzer Blutmagie, Cyberpunk-High-Tech, den Seelen von Zecken und unterdrückten Prinzessinnen. Überall dort warten Stereotype, die feministisch gebrochen werden wollen. Zwischendrin fallen denkwürdige Sätze: "Wir sind eine Generation von der Utopie entfernt, die Leute müssen nur aufhören, Arschlöcher zu sein." Alles wunderbar nerdig und werbefrei, die drei finanzieren sich über Spenden. Joshua Beer
Cryptos
Wie entkomme ich einer Realität, die sich zunehmend zum Schlechteren wendet? Ich flüchte mich aus meiner Wohnkapsel in virtuelle Welten, in denen alles möglich ist. Die Weltendesigner Jana entwickelt solche digitalen Zufluchtsorte, um den Menschen einen temporären Ausweg aus Klimakrise, Wassernot und Energieknappheit zu bieten. Doch nachdem in einer von ihr geschaffenen Welt Personen verschwinden, erkennt sie: Diese Menschen sterben in der Realität. Auf der Suche nach dem Grund gerät Jana zwischen die Fronten zweier Gruppierungen, die aus dem Verborgenen operieren. Sie selbst wird gejagt und kann sich nur noch in virtuellen Welten aufhalten. Ihre einzige Chance, lebend in die Realität zurückzukehren: Sie muss in den sechs kurzen Folgen des dystopischen Climate-Fiction-Podcasts, der an den gleichnamigen Bestseller von Ursula Poznanski angelehnt ist, das Rätsel um die sterbenden Menschen lösen. Tim Uhlendorf
Grëul
Ein Tal in den Chiemgauer Bergen, die katholische Kirche versucht seit Jahrhunderten, dort Fuß zu fassen. Doch die Bewohner des Dorfes Quill lassen sich von den Mönchen nicht missionieren. So leben die beiden Gruppen nebeneinanderher, nach mittelalterlicher Sitte. Bis die Tochter des Schmieds ermordet wird von einer Bestie - war es ein besonders grausamer Mensch, ein Bär oder aber das sagenumwobene Ungeheuer Grëul? Das Dorf lechzt nach Vergeltung, im Kloster geht man seinen machtpolitischen Ränken nach - und auch der Erzbischof von Salzburg wird mit hineingezogen in die Angelegenheit, da er sich naiv in eine Intrige einspannen lässt. Vieles ist handfest in dieser achtteiligen Mittelalter-Action von Stuart Kummer und Edgar Linscheid, für anderes gibt es keine irdischen Erklärungen. Die Produktion des WDR ist prominent besetzt mit Axel Prahl, Julia Koschitz, Peter Simonischek, Joachim Król, Rainer Bock, Lavinia Wilson, Bjarne Mädel und Peter Jordan. Stefan Fischer