Eines vorneweg: Um Fußball geht es hier nicht. Zumindest nicht um den Sport. Wie der internationale Profifußball allerdings als Anlagemöglichkeit, Investment, für politische Zwecke und als Mittel zur Imagepflege genutzt wird, davon erzählt dieser Podcast von Spiegel und Spotify sehr ausführlich. Tuğba Tekkal, ehemalige Profifußballerin, und der Spiegel-Sportredakteur Danial Montazeri führen durch die acht Episoden, die mal von den Toten, der Milliardenliga, vom Widerstand und vom Schweigen handeln. Das tun die beiden Hosts kenntnisreich und nicht ohne persönliche Eindrücke miteinzuweben. Auch wenn gerade eh sehr viel und sehr kritisch über die WM in Katar berichtet wird, das Übel geht weit darüber hinaus. Vor allem Nicht-Fußballfans dürfte das Ausmaß des ausgeklügelten, korrupten und raffinierten Systems Profifußball - von der Bundesliga bis zur englischen Premier League - noch einmal verblüffen. Mit Fußball hat das nichts mehr zu tun, eher mit True Crime. Carolin Gasteiger
Geld Macht Katar
In der Tat ist die Kritik an Katar aktuell laut vernehmbar und harsch. Und sie ist in entscheidenden Teilen sehr berechtigt. Vor allem, wo es um Menschenrechte, Demokratieverständnis und Pressefreiheit geht. In manchen Punkten ist sie aber auch recht wohlfeil. Dass Katar an der Fußball-WM nicht der Sport interessiert, sondern allein die Machtpolitik, ist sicherlich richtig. Nur: Ist das bereits unanständig? Gar kriminell? Der achtteilige Podcast - eine Zusammenarbeit von BR, RBB und der Wochenzeitung Die Zeit - erklärt, welche strategischen Ziele Katar verfolgt. Durch Investments im Westen, durch seine Medienpolitik rund um den Sender Al Jazeera, durch die Unterstützung der Muslimbrüder und eben auch durch die Ausrichtung von Sportereignissen. Yassin Musharbash, Pune Djalilevand, Benedikt Nabben und Lena Petersen gelingt es durch klare Strukturierung und schlüssige Argumentation, einen gründlichen Eindruck von Politik und Gesellschaft des aktuellen WM-Landes zu vermitteln. Sodass man versteht, warum Katar handelt, wie es handelt, ohne dass man jeden Schritt gutheißen müsste. Aber dass das Land alles in seiner Macht Stehende unternimmt, damit die Dinge in seinem Sinn laufen - damit steht es wahrlich nicht allein in der Staatengemeinschaft. Stefan Fischer
Beyond Qatar - Die Geschichte hinter der Skandal-WM
Sportereignisse werden immer auch politisch genutzt. So war es schon, bevor die Olympischen Spiele in den Achtzigerjahren Schauplatz des Kalten Krieges wurden, man denke nur an Berlin 1936, und so ist es heute bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Der Journalist Moritz Knorr dröselt die komplexe Vorgeschichte dieser umstrittenen WM in sieben Folgen thematisch auf, beginnend mit einem spannenden Blick auf den zweiten Golfkrieg und dessen Bedeutung für den Sport in Katar. Das kleine Land nutzt die Weltbühne dieses und anderer Sportereignisse, um sich gegen mächtige angrenzende Länder wie Saudi-Arabien zu schützen. Bereits in den Neunzigerjahren ließ sich etwa Boris Becker anheuern für das neu geschaffene Tennisturnier Qatar Open. Im weiteren Verlauf erklärt Knorr in der Recherche von Podcastbude in Zusammenarbeit mit meinsportpodcast.de unaufgeregt viel Wissenswertes, von der Korruption innerhalb der Fifa über die verstorbenen Gastarbeitenden bis hin zur Debatte über einen möglichen Boykott der WM, zu dem es nicht gekommen ist. Lilly Brosowsky
Katar 2022 - Mehr als eine WM
Zwar trägt nur er den Fußball im Herzen, doch beide brennen für die arabische Welt: Die beiden Wissenschaftler Sebastian Sons und Mirjam Schmidt arbeiten für den Thinktank Carpo, der sich Nah- und Mitteloststudien verschrieben hat. In ihrem Podcast führen sie mit wechselnden Gästen differenzierte Diskussionen über die Fußball-WM in Katar. Wie lassen sich die Menschenrechtsverletzungen einordnen? Verändert ein Fußballturnier eine Gesellschaft langfristig? Wie kann eine Energiepartnerschaft von Deutschland und Katar aussehen? Zu den geladenen Experten zählen Vertreter von Amnesty International, dem Sportressort der FAZ und des Deutschen Bundestags. Der Podcast sticht vor allem durch die inhaltliche Expertise der beiden Hosts in Bezug auf die Golfmonarchien heraus. Karla Denzler