Podcast-Tipps im Januar:So werden Sie Musik-Profi

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Dance, Pop, Heavy Metal: Vier Empfehlungen für Podcasts über satte Sounds.

Von Jakob Biazza, Stefan Fischer, Nicolas Freund und Christiane Lutz

Iron East - Heavy Metal in der DDR

ardaudiothek.de

Man ahnt es: Es gab Einfacheres, als in der DDR Heavy-Metal-Fan zu sein. Schließlich durften die ganzen angesagten Bands der Achtziger wie Iron Maiden, Judas Priest und Motörhead dort nicht auftreten, Platten, Poster und selbst einzelne Magazinartikel waren nur über Umwege und gegen horrende Geldsummen zu bekommen. Gerade deshalb hat sich aber eine ganz eigene, eingeschworene Fangemeinde herausgebildet, die trotz der sehr aktiven Metal-Szene der Gegenwart praktisch in Vergessenheit geraten ist. Bands wie Formel Eins waren damals einerseits Ersatz für die Bands aus dem Westen, fanden aber zum Beispiel durch den Zwang, auf Deutsch singen zu müssen, einen ganz eigenen Stil. Der Musikjournalist Jan Kubon erkundet in neun Folgen die untergegangene Welt des Metals in der DDR, spricht mit alten Szeneoriginalen wie dem "Poldi von Asathor", lässt sich erklären, wie damals die Überwachung durch den Staat umgangen wurde und welche Leiden manche Fans auf sich nahmen, nur um sich endlich einmal amtlich den Schädel mit einer vollen Ladung Heavy Metal freipusten zu können. Nicolas Freund

Norah Jones is Playing Along

norahjonesisplayingalong.com

Guter Name, "Playing along". Nicht ganz klar, ob die Doppeldeutigkeit gewollt war - aber sie passt hervorragend. "I'm just playing along" kann im Englischen ja beides bedeuten: dass ein Song, zum Beispiel, im Radio läuft, und man zwanglos, ohne rechtes Ziel und also ganz wunderbar frei dazu spielt. Oder dass man jemanden, positiv gewendet, bei dem unterstützt, was er oder sie tun möchte. Unabhängig davon, ob man die Idee nun richtig gut findet. Die Sängerin und Pianistin Norah Jones hatte nun also die Idee, einen Podcast zu machen. Sie unterhält sich in dem mit Menschen, und zwischendrin macht sie, womöglich etwas wichtiger, Musik mit ihnen. Immer in Duo-Besetzung und damit also zwangläufig reduziert. In der Regel ist das ja ein Segen für Songs. Wenn sie gut sind. Da zu Jones' Gästen unter anderem die weltenerschütternde Sängerin Mavis Staples gehört, der Komponist, Sänger, Alles-Spieler und Wilco-Kopf Jeff Tweedy oder der weithin begnadete Mandolinist und Sänger Chris Thile, sind die Songs exzellent. Und werden also oft noch besser oder auf andere Art fantastisch. Und in den Gesprächen herrscht jene Art von Einigkeit und wechselseitigem Flausch, die man mögen muss - von der die Welt andererseits ja aber gerade auch nicht genug haben kann. Jakob Biazza

The Zane Lowe Interview Series

podcasts.apple.com

Zane Lowe ist so etwas wie die Oprah Winfrey für Popstars. Wenn Jennifer Lopez von ihrem Trennungsschmerz nach der geplatzten Hochzeit mit Ben Affleck vor 20 Jahren spricht, hört man Zane Lowe anteilnahmsvoll seufzen. Wenn Billie Eilish erzählt, wie sie sich in Matilda, das Musical, verliebt hat, obwohl sie es eigentlich hassen wollte, fragt er fast zärtlich: "Woher kommt dein Wunsch nach Anerkennung?", und sie antwortet. Zane Lowe ist Radiomoderator, Host des Podcasts The Zane Lowe Interview Series und möglicherweise genial. Denn er schafft es, "beautiful days" mit den Popstars zu verbringen und führt Gespräche mit ihnen, die das sonst so schwer zu durchbrechende Profi-Geplänkel unterwandern. Er schlendert mit Billie Eilish durch Paris, besucht Neil Young in Malibu, trifft Robbie Williams im Fußballstadion in dessen Heimatstadt Stoke-on-Trent - und selbst der wirkt plötzlich deep. Zane Lowe hat inzwischen mehr als hundert Musikerinnen und Musiker interviewt, dabei sind Lykke Li, Neil Young, Alt-J, Stormzy, Ozzy Osbourne, Lizzo, Stevie Nicks. Und die reden, so wirkt es, auch noch gern mit ihm. Wie macht er das? Keine Ahnung. Aber er macht es sehr, sehr gut. Christiane Lutz

Tanzbretter

ardaudiothek.de

Still alive und immer noch dabei. Die beiden Journalisten, Essayisten sowie Kolumnisten Jens Balzer und Tobi Müller, beide in ihren Fünfzigern, haben schon geravt, da haben andere, die inzwischen auch einschlägige Clubgänger sind, entweder noch den Moon Walk von Michael Jackson geübt oder aber waren noch gar nicht geboren. Altklug reden sie trotzdem nicht daher in ihrem Podcast. Der dauert über fünf Folgen hinweg in Summe knapp fünf Stunden, die Kondition eines Partywochenendes ist also nicht erforderlich. Aber es ist dennoch ein wilder Ritt durch die Geschichte der elektronischen Musik. Es geht um Orte und DJs, um Rhythmen und Atmosphären. Um Subgenres, Abgrenzungen, Entwicklungen, die leidige Kommerzialisierung. Balzer und Müller können aus erster Hand erzählen. Holen sich trotzdem Gäste dazu, weil die Dinge ja immer auch aus einer anderen Perspektive betrachten werden können und dann erst richtig interessant werden: Laura Aha zum Beispiel oder Laura Ewert, ein bis zwei Generationen jünger als die Jungs und ebenfalls voll im Stoff. Danach: Fertig machen für den Abend. Stefan Fischer

sz.de/podcast-tipps

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