"Vielleicht", sagt Markus Lanz zu Richard David Precht, vielleicht müsse man "den Leuten einmal kurz erklären: Warum dieser Podcast?" An der Stelle fehlt leider der Tusch im neuen Projekt "Lanz & Precht". Immer freitags wollen der Fernsehmoderator und der Fernsehphilosoph über Themen der Zeit sprechen. Die Frage nach dem Warum stellt sich nicht wirklich, laut Schätzungen unterhalten inzwischen sieben von vier Deutschen einen eigenen Podcast. Es gibt sogar einen sehr lustigen "Podcasts - der Podcast"-Podcast und wer jetzt noch auf die Party kommt, der darf nicht unbedingt mit Neugier oder freien Slots in den Putz- und Joggingroutinen des Publikums rechnen.
Apropos, wie das wohl wäre, auf einer Party in ein Stehgrüppchen mit Lanz und Precht zu geraten? Wohl nicht viel anders, als diesen Podcast zu hören. "Was geht dir durch den Kopf?", fragt Lanz zu Beginn, das klingt als Frage natürlich besser als die inzwischen etablierte Genrebezeichnung "Laber-Podcast". Dann geht es auch schon los, und natürlich sind Lanz und Precht sich selbst genug, manchmal wirkt es gar, als wäre selbst dieser eine Gesprächspartner für den jeweils anderen exakt einer zu viel.
Lanz sagt: "Das ist interessant" oder "okay, interessant" oder einfach nur "interessant"
Es geht um den Wahlkampf, um Politiker gestern und heute, viel um Afghanistan. Ist alles nicht falsch, was Lanz und Precht sagen, aber es gibt Mitfahrgelegenheiten, da wird man ähnlich gut unterhalten. Und gerade für Markus Lanz stellt das Genre Podcast auch eine kleine Gefahr dar. Bei seinem Talk im ZDF gibt es eine visuelle Ebene, und vieles ist genau formatiert, das geht schon los bei der Kameraführung, wenn die Gäste vorgestellt werden. Ein Podcast ist zwangsläufig offener. Immer wieder sagt Lanz, "das ist interessant" oder "okay, interessant" oder einfach nur "interessant". Das sagt er auch im Fernsehen, aber da fällt einem kaum auf, dass es gar nicht so oft stimmt.
In Summe versuchen hier zwei Männer sehr freundlich, ein bisschen schlauer zu sein als der jeweils andere. Der eine, weil er am Nachmittag viel Zeitung gelesen hat. Der andere, weil er von der Party gerne später mit der einen Kommilitonin heimgehen würde.