Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, wenn sich Der Spiegel in diesen Tagen vorwerfen lassen muss, es mit dem Urheberrecht nicht allzu genau genommen zu haben. Zumal der just an diesem Dienstag wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auch noch den Aufhänger für die fragliche Geschichte lieferte.
Auf dem aktuellen Cover des Hamburger Nachrichtenmagazins sieht man das Logo der Bild, aufgebaut aus rotköpfigen Streichhölzern. Der Titel dazu lautet "Die Brandstifter". Die Geschichte ist eine Bestandsaufnahme der Vorgehensweisen des Springer-Massenblatts - ein Teil des Artikels beschäftigt sich mit der kampagnenhaften Unterstützung der Zeitung für den unter Druck geratenen Bundesminister ("Gut! Guttenberg bleibt").
Nun ist es natürlich denkbar, dass der Spiegel-Redaktion diese grafische Idee ( Bild - Brandstifter - Streichhölzer) selbst in den Sinn gekommen ist. Klar ist aber, dass sich denselben Gedanken auch schon ein anderer gemacht hatte. Der Künstler Gürsoy Dogtas hat den Spiegel, bald aber auch die Betreiber diverser Internetportale, darüber informiert, dass er im Rahmen einer Ausstellung im Sommer 2008 eine Installation gefertigt habe, die dem Titelbild des Spiegels zum Verwechseln ähnlich sieht. Der 36-jährige Künstler spricht davon, dass "die Rechte geistigen Eigentums verletzt" würden. Er hoffte, sagte er zur SZ, auf eine "unkomplizierte Einigung".
Beim Spiegel scheint man die Vorwürfe eher absurd zu finden. In einem Brief an Dogtas versicherte das Blatt, vom Werk des Künstlers nichts gewusst zu haben. Es handle sich offenbar um eine "Doppelschöpfung", man habe die gleiche "zündende Idee" gehabt. Der Spiegel erklärte, das Modell sei nach einer Idee der Redaktion aus 14.000 Streichhölzern aufgebaut und fotografiert worden. In dem Brief heißt es: "Hier nun (...) von Ihrem ,geistigem Eigentum' zu sprechen, ist nur insoweit zutreffend, als sowohl Ihnen als auch uns gleiche Rechte an dieser Gestaltung zustehen."
Von einer Einigung also keine Rede. Darauf angesprochen erklärte Dogtas, ein Plagiat "natürlich nicht nachweisen" zu können.
Bild selbst hat es derweil einmal mehr verstanden - wie gerade mit dem Protestbrief der Popsängerin Judith Holofernes, der zur Anzeige in der taz wurde - die geübte Kritik in eine Art Werbekampagne umzuinterpretieren. An diesem Dienstag wurden in Hamburg und Berlin Streichholzbriefchen verschenkt. Ihre Vorderseite zeigt das besagte Spiegel-Cover, auf der Rückseite ist zu lesen: "6 Tage Bild im Abo gratis lesen." Kein Plagiat, ein Zitat.