Der 15. April war ein guter Tag für die Heute-Show, denn am Morgen danach gab es nach ZDF-Angaben eine herausragende Quote. Etwa 17,5 Prozent Marktanteil konnte die Satiresendung für sich verbuchen, was für knapp 4,36 Millionen Zuschauer steht, die dem Geschehen linear gefolgt sind. In der Mediathek kamen noch einmal 236 000 Zuschauer an PCs und Laptops hinzu. Das sind hohe Werte, die noch nicht einmal die Nutzungen über Smartphones und Smart TV beinhalten. An deren Einbeziehung in die Quotenmessung wird noch gearbeitet.
Eine verzerrte Quotenbilanz
Vor allem die Mediathekenwerte wären wohl noch weitaus imposanter ausgefallen, hätte das ZDF ein bisschen besser auf seine Show aufgepasst. Die wurde nämlich direkt nach der linearen Ausstrahlung vom Nutzer "Sonnenmond8" bei Youtube hochgeladen und erreichte dort bis zu diesem Sonntagnachmittag stolze 618 580 Sichtungen. Es sind Zuschauer, die der Heute-Show in ihrer offiziellen Bilanz fehlen, wobei davon auszugehen ist, dass die Sendung auch noch bei anderen Portalen wie Vimeo oder Facebook zu finden ist.
Wie hoch genau der Schaden ausfällt, weiß Eckart Gaddum nicht. "Das lässt sich nicht genau beziffern, aber wir gehen natürlich davon aus, dass Zugriffe auf Youtube die Nachfrage nach demselben Angebot in der ZDF-Mediathek schmälern", sagt der Leiter der ZDF-Hauptredaktion Neue Medien. Illegale Uploads sind ein Problem für viele Sender, besonders aber für die öffentlich-rechtlichen.
Nicht nur, weil sie massiv die Quotenbilanz verzerren, sondern auch, weil so mancher Hochlader sehr offensichtlich Geld mit den "ausgeliehenen" Inhalten verdient, die manchmal, so zu registrieren bei Anne Will, ihre Filme auch unter sehr öffentlich-rechtlich klingenden Namen wie Mediathek HD oder HDTV-Mediathek anbieten. Das riecht nach Täuschung, das riecht nach gutem Geschäft. Wer beispielsweise die besagte Heute-Show vom 15. April anklickt, bekommt Werbung vorgeschaltet und gleich mehrfach auf die Bilder gelegt.
Manchmal seien es auch Fans, die ihre Lieblingssendung verbreiten
"Mit 300 000 Views pro Video kann man als regelmäßiger Uploader schon gutes Geld verdienen", sagt Youtube-Sprecher Henning Dorstewitz, will aber ausdrücklich keine konkreten Zahlen nennen. Auch Gaddum sagt, dass man zu möglichen Erlösen der Hochlader keine seriösen Angaben machen könne, dass es sich aber auf jeden Fall um ein illegales Vorgehen handele.
"Nicht jedem, der Videos ohne Rechteklärung auf Youtube einstellt, ist bewusst, dass er Rechte anderer verletzt", gibt Heidi Schmidt zu bedenken. Die Onlinekoordinatorin der ARD sieht häufiger mal Fans am Werk, die eine Sendung lieben. "Nicht jeder zielt auf ein illegales Geschäftsmodell", sagt sie. Dementsprechend gehen ARD und ZDF auch nicht gleich mit der Keule auf die Hochlader los. Man habe mehrere Instrumente bei der Hand, sagt Gaddum. Die reichen von der freundlich mahnenden Benachrichtigung des Nutzers bis zum Einschalten der Rechtsabteilung.
Erkundigt man sich bei Sender-Verantwortlichen nach dem Problem, geben sie sich meist zurückhaltend. Im Unterton ist aber sehr deutlich zu spüren, dass sie ein wenig verärgert sind über die Arbeit, die ihnen Youtube bereitet. Die Google-Tochter macht ein gutes Geschäft mit der Zurverfügungstellung von Inhalten, bürdet aber weitgehend den Rechteinhabern die Arbeit auf, ihr Angebot gegen unberechtigte Anbieter zu schützen.
Als effektivstes Mittel gegen illegale Uploads und zur Wahrung der Urheberrechte bietet Youtube derzeit das so genannte Content-ID-Verfahren an. Dabei laden die Besitzer der Rechte ihre eigene Sendung versteckt hoch und versehen sie mit einer Kennung. "Sobald die Referenzdatei im Content-ID-System hinterlegt ist, greift das", sagt Dorstewitz.