Süddeutsche Zeitung

Britische Medienaufsicht zu Piers Morgan:Er war so frei

Die britische Medienaufsicht weist eine Beschwerde von Herzogin Meghan zurück. Und Piers Morgan freut sich.

Von Carolin Gasteiger

Für die einen ist es ein Triumph, für die anderen ein Albtraum. "Die Königin von Woke kann uns nicht länger zum Schweigen bringen", schreibt die Sun. "Jetzt wird er noch unerträglicher", steht auf dem Cover des Daily Star. Der Mann, der die britische Medienlandschaft dermaßen spaltet, teilt beides gern in den sozialen Netzwerken, er ist jetzt doppelter Sieger.

Der Unterhalter und Fernsehkotzbrocken Piers Morgan, weit über Großbritannien hinaus berüchtigt für kontroverse Politikerinterviews, ist am Mittwoch von der britischen Medienaufsichtsbehörde von allen Vorwürfen freigesprochen worden, die nach einem recht indirekten Streit mit Herzogin Meghan laut geworden waren. Die Aufsichtsbehörde, Ofcom, hat eine Beschwerde von Herzogin Meghan gegen Morgan nun abgewiesen.

Die Herzogin hatte Morgans rüde Äußerungen über ein Interview beanstandet, das sie und ihr Mann, Prinz Harry, der Talkmasterin Oprah Winfrey gegeben hatten. Dieses TV-Gespräch hatte Piers Morgan in seiner Sendung seziert: Meghan habe mit ihrem Vorwurf, "jemand" aus der Königinnenfamilie habe über die mögliche Hautfarbe eines möglichen Kindes von ihr und Harry spekuliert, eine "Rassismusbombe" abgeworfen, sagte er. Außerdem bezweifle er, dass die Herzogin tatsächlich, wie von ihr erklärt, ihre Gedanken an Suizid der Familie offenbart habe. "Ich würde ihr nicht glauben, wenn sie den Wetterbericht vorliest."

Sender können kontroverse Meinungen als Teil einer legitimen Debatte einbringen

Daraufhin erreichten Ofcom (die britische Medienaufsicht ist für die öffentlich-rechtliche BBC und private Sender wie ITV zuständig) mehr als 57 000 Beschwerden von Zuschauern. Morgan wurde in den Netzwerken beschimpft und verteufelt, was er als Fernsehbösewicht prinzipiell gewohnt sein dürfte, im März aber verließ er das Studio noch während der Sendung, hingeschmissen, Totalschaden in eigener Sache.

Ein halbes Jahr später teilt Ofcom mit, die Äußerungen des 56 Jahre alten Moderators seien "potenziell schädlich und beleidigend. Wir haben auch die Meinungsfreiheit in vollem Umfang berücksichtigt. Nach unseren Regeln können Sender kontroverse Meinungen als Teil einer legitimen Debatte im öffentlichen Interesse einbringen". Dass andere Mitwirkende der Sendung Morgans Aussagen kritisiert hatten, habe beim Publikum den notwendigen Kontext hergestellt.

Morgan kommentierte die Entscheidung in gewohnter Manier: Ein "überwältigender Sieg für die freie Meinungsäußerung und eine schwere Niederlage für Prinzessin Pinocchio", schrieb er auf Twitter. "Bekomme ich meinen Job zurück?"

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5399454
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/hert
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.