sueddeutsche.de: Was ist das Geschäftsmodell von Flattr?
Sunde: Zehn Prozent des transferierten Geldes bleiben bei uns. Wir werden diesen Anteil aber überprüfen und versuchen, ihn zu reduzieren. Denn Flattr wird nur dann funktionieren, wenn derjenige, der bezahlt werden soll so viel Geld wie möglich bekommt. Das ist für uns ein guter Anreiz, unseren Anteil so gering wie möglich zu halten.
sueddeutsche.de: Wer steckt denn hinter Flattr?
Sunde: Ein paar Freunde, die ihre freie Zeit opfern. Wir arbeiten auf eine Art "Wir-haben-etwas-Zeit-übrig-abseits-unserer-Hauptjobs"-Basis an dem Projekt. Im Moment sind wir aber auf der Suche nach Investoren, um es auf eine etwas seriösere Basis zu stellen.
sueddeutsche.de: Im Moment kann man sich auf flattr.com als Tester bewerben. Wie geht es weiter?
Sunde: Aktuell arbeiten wir vor allem daran, Fehler zu beheben und das System stabiler und sicherer zu machen. Im nächsten Schritt werden wir Flattr für eine sogenannte Beta-Phase öffnen und dann - hoffentlich ganz bald - für jeden öffentlich zugänglich machen.
sueddeutsche.de: Vor Flattr haben Sie die Website The Pirate Bay betrieben. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit sind in das neue Projekt eingeflossen?
Sunde: Bei The Pirate Bay ging es nie um freie Inhalte im Sinne von kostenlos, sondern immer im Sinne von frei. Und das ist bei Flattr ganz ähnlich. Schon bei The Pirate Bay habe ich gesehen, dass es einen Bedarf für eine Bezahlmethode gibt, die sich nach den Interessen der Nutzer richtet und die Grundideen des freien Internets umsetzt.
sueddeutsche.de: Es gibt Leute, die sagen, dass Sie jetzt seriös werden.
Sunde: Ich bin die gleiche Person wie früher. Die Leute wissen vermutlich nicht, dass man seriös sein kann und trotzdem politisch. Ich stecke noch immer Soul in meine Projekte. Ohne Soul sind Projekte lediglich Projekte und werden kein wirklicher Erfolg.