Peter Lindbergh:"Meine Mutter fand Fliesenleger schick"

Peter Lindbergh in der Kunsthalle München, 2017

Peter Lindbergh in der Kunsthalle München.

(Foto: Florian Peljak)

Wie schafft Peter Lindbergh es eigentlich, dass Frauen vor seiner Kamera so viel von sich zeigen? Und was wäre eine berufliche Alternative gewesen?

Von Tanja Rest

Peter Lindbergh hat viel zu tun an diesem Nachmittag in München. Freunde von ihm sind eingetroffen und wollen durch seine Ausstellung in der Kunsthalle geführt werden. Ein großer Stapel Bildbände wartet darauf, signiert zu werden. Und dann ist da noch der Umtrunk mit den Damen der deutschen Vogue, für die er gerade 90 Seiten fotografiert hat. Dies alles wäre zu tun - eigentlich.

Auf der anderen Seite ist Peter Lindbergh, 72, nicht nur ein international gefeierter Mode- und Starfotograf, sondern auch ein ungeheuer gelassener und leutseliger Mensch. Und wo man sich im Büro der Kunsthalle schon mal so nett festgequatscht hat über die Supermodels, Nicole Kidman und sein transzendentales Meditieren - ja, warum soll er da jetzt eigentlich aufspringen und rausrennen? "Nö", findet Lindbergh, "halbes Stündchen geht schon noch. Was willste denn noch wissen?"

Das Künstlerischste, was er sich vorstellen konnte: Schaufensterdekorateur

Diverses. Warum wollte Kate Moss unbedingt mit ihm arbeiten? Wie schafft er es, dass Frauen vor seiner Kamera so viel von sich zeigen? Hat er als Kind davon geträumt, aus Duisburg-Rheinhausen rauszukommen? "Woher denn, ich kannte ja nichts anderes", sagt Lindbergh. "Mit 14 hieß es, was willst du jetzt machen? Meine Mutter fand Fliesenleger schick, aber ich wollte Schaufensterdekorateur bei Karstadt werden. Das war das Künstlerischste, was ich mir vorstellen konnte."

Mit 27 Jahren bekam er seine erste Kamera in die Hand, dann ging alles recht schnell. Erst Werbefotografie, dann Reportagen für den Stern und Umzug nach Paris, in den Achtzigerjahren stand er bei den großen Hochglanzmagazinen auf der Payroll. Obwohl er für die "Vogue" ja eigentlich nicht arbeiten wollte. "Ich konnte diese Frauen, die immer so uptown und perfekt sein mussten, mit tollen Autos und Wohnungen und total aufgedonnert, einfach nicht fotografieren." Dass sein berühmtestes Bild, mit dem er die späteren Supermodels erfand, erst mal vier Jahre lang in der Schublade lag, darüber kann er heute herzlich lachen.

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