Süddeutsche Zeitung

Persiflage:Was die Simpsons über den US-Vorwahlkampf denken

Marge versucht, sich den Kleinkrieg von Trump, Clinton und Co. schönzuträumen - und scheitert. Homer bereitet seine Kinder auf das Schlimmste vor: die Realität.

Von Robert Hofmann

Der amerikanische Vorwahlkampf ist heiß und fettig. Nichts läuft so, wie es prognostiziert worden ist. Die Vorwahlen in Nevada beziehungsweise South Carolina haben nun Hillary Clinton und Donald Trump gewonnen. Jeb Bush hat erklärt, dass er aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner ausscheidet. Grund genug für die Macher der Simpsons, pointiert ihr Verständnis des Wahlkampfes aufzuzeigen.

"The Debateful Eight" nennt sich der zweiminütige Clip, der bislang nur im Internet zu sehen ist. Der Titel ist angelehnt an Quentin Tarantinos Film "The Hateful Eight" über acht Menschen auf engstem Raum, die sich misstrauisch beäugen und, Spoiler Alert, von denen die wenigsten am Ende nicht blutig umgebracht werden.

Das Simpsons-Video setzt mit einem Albtraum Marges ein, in dem sich die Präsidentschaftsbewerber in O-Tönen streiten. Panisch schreckt Marge hoch, selbst das Pusten in eine Papiertüte hilft nicht zur Beruhigung. Homer rät seiner hyperventilierenden Ehefrau deshalb, sich doch einfach einen freundlicheren zwischenmenschlichen Umgang in der Politik zu erträumen.

Wenig später stehen die Bewerber um die Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei - Donald Trump, Marco Rubio, Hillary Clinton, Bernie Sanders, Ted Cruz, Ben Carson, John Kasich und Jeb Bush - gemeinsam auf der Bühne. Und sind nett zueinander. Um die Absurdität der Situation zu verdeutlichen, stimmen sie Marvin Gayes "How Sweet It Is (... to be loved by you)" an.

Die Eintracht währt nicht lange

Donald Trump aber bemerkt bald, dass alle außer ihm schlecht singen. Ted Cruz singe "flat like the Canadian prairies you were born on". Ein Verweis auf die Vorwürfe Trumps, Cruz sei kein echter Amerikaner. Ein schmutziges Mittel, das auch heute noch bei manchem republikanischen Wähler funktioniert. Die Politiker auf der Bühne beginnen dann, sich zu prügeln. Hillary Clinton würgt Bernie Sanders mit ihrer Perlenkette: "Goldman-Sachs bestellt Grüße!" Die Simpsons-Macher spielen auf den Vorwurf an, Clinton habe zu enge Verbindungen zu der Bank.

Jeb Bush tritt Trump gar zwischen die Beine: "Möchtest du sehen, was mir meine Mutter ans Herz gelegt hat?" Dass Jeb überhaupt als Bewerber um die Präsidentschaft infrage kam, wird auf seine Familie zurückgeführt. Jeb Bush also als Sprössling der größeren Bushs (Vater George und Bruder George W.), dessen Mutter ihm nahelegt, seinem mobbenden Mitbewerber mal etwas entgegenzusetzen.

Nicht zum ersten Mal kommentiert die Comic-Familie der USA das reale Gesellschaftsgeschehen: Ob bei der Homo-Ehe, in der Einwanderungspolitik, beim Waffenrecht oder in der Frage der Legalisierung von Drogen - die gelben Charaktere aus Springfield vertreten meist linksliberale Positionen. Oder sie führen vor, wie krude andere, häufig republikanische Positionen sind. George Bush, dessen Amtszeit als US-Präsident in dem Jahr begann, in dem die Simpsons auf Sendung gingen, versprach einst: "Wir werden weiter versuchen, die amerikanische Familie zu stärken, sie mehr nach dem Vorbild der Waltons zu formen und weniger nach dem der Simpsons."

Kein Wunder, dass die Simpsons das aktuelle politische Geschehen kritisch verfolgen. "Wir alle wollen wissen, wie es ausgeht", sagt Homer am Schluss des Clips. Den Kindern hat er zuvor den Vorwahlkampf erklärt: "Es ist wie ein böser Traum. Nur dass alles real ist und am Ende wahrscheinlich euer Leben ruinieren wird."

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