"Penthouse"-Gründer gestorben:Die dickste Kette

Er wollte den Playboy herausfordern und prägte den schönen Begriff "Pubic Wars". Der "Penthouse"-Gründer Bob Guccione starb am Mittwoch im Alter von 79 Jahren in Texas an Krebs.

Robert "Bob" Guccione, Gründer des Herrenmagazins Penthouse, ist tot. Der Verleger starb amerikanischen Medienberichten zufolge am Mittwoch im Alter von 79 Jahren in Texas an Krebs. Guccione war eine der kuriosesten Verlegergestalten des 20. Jahrhunderts. Ein verspielter und streitlustiger, zeitweise schwerreicher Provokateur, der sich und seinen, na ja, Lesern eine Menge zutraute, dem bibeltreuen Amerika viel zumutete und schließlich erleben musste, wie sein Lebenswerk vor die Hunde ging.

Bob Guccione

Bob Guccione, der Gründer des Penthouse

(Foto: AP)

1965 brachte der gebürtige New Yorker Penthouse auf den Markt, erst in London, wo er damals lebte. 1969 folgte die amerikanische Ausgabe, heute Mutter etlicher internationaler Lizenztitel; seit 1980 gibt es auch eine deutsche Ausgabe, die aber nicht weiter erwähnenswert ist. Penthouse sollte vor allem Hugh Hefners Playboy herausfordern, das war Gucciones Plan. Er ging auch auf und prägte später den schönen Begriff "Pubic Wars" (sehr frei nach den Punischen Kriegen).

1979 sorgte Caligula, ein Film von Tinto Brass, weltweit für Aufsehen. Nicht wegen des exquisiten Ensembles, zu dem Malcolm McDowell und Helen Mirren zählten. Auch nicht wegen des Inhalts: einem Porträt des irren Imperators Caligula. Der Grund hieß Guccione. Als Produzent hatte er im Alleingang dafür gesorgt, dass der ohnehin deftige Stoff durch pornografische Szenen ergänzt wurde. Als das Resultat dann verrissen wurde, reagierte Guccione gelassen. Braungebrannt und mit dicken Goldketten behangen gab er in einem legendären TV-Interview die Losung aus, die seither oft zitiert wird: "Wenn es um den Erfolg geht, spielen die Kritiker keine Rolle."

Doch später verließ auch Guccione der Erfolg. Sein Penthouse zeigte zur Jahrtausendwende zwar deutlich freizügigere Aufnahmen als der Playboy. Doch gegen die wuchernde Bilderflut im Netz war der Verleger chancenlos. Die Auflage sank, die Schulden stiegen. 2003 kam die Insolvenz. 2004 übernahm der Internet-Unternehmer Marc Bell (Friendfinder) den Verlag. Seither bietet Penthouse die gleiche kreuzbiedere Mischung aus dreiviertelnackten Frauen und verschwitzten Texten wie der Rest des Genres auch. Aber egal. Penthouse, die einstige Provokation des Bob Guccione, ist schon länger tot als ihr Erfinder.

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