Süddeutsche Zeitung

Paris Hiltons Podcast:Alles Amazing

Auch Paris Hilton hat jetzt einen Podcast - aber leider nicht viel zu sagen.

Von Carolin Gasteiger

Vor allem war es perfekt. Türkisfarbenes Wasser, Dinner am Strand einer Privatinsel, er in Weiß, sie in Weiß und Tiara. All diese Erinnerungen vom eigenen Videofilmer aufgenommen. "Amazing", schwärmt Paris Hilton in ihrem neuen Podcast von ihrer vor Kurzem stattgefundenen Verlobung mit Carter Reum. Auch ihr zukünftiger Ehemann sei perfekt für sie: "Ich fühle mich, als wäre ich für ihn maßgeschneidert - und er für mich." Aber das Wichtigste für sie, wie Co-Moderator Hunter March sie im Podcast erinnert, sei doch gewesen: das perfekte Licht zu erwischen. Für die amazing Fotos. Und die memories.

Hilton stellt Fragen wie "Unsere Beziehung in drei Wörtern?"

Bei "This is Paris" offenbart sich, was Jetsettern zu Pandemiezeiten widerfahren kann. Anstatt, wie Hiltons Verlobter im Podcast für sie betont, 250 Tage im Jahr auf Reisen zu sein, hockt die 40-Jährige zu Hause rum. Und weil sie bei all dem Kochen, Malen und Mit-den-Hunden-Spielen immer Podcasts hört - warum nicht selbst einen aufziehen? Im hauseigenen Studio empfängt Hilton nun Freunde, Verwandte und weitere Prominente und wird sie interviewen, "auf eine Weise, wie es nur Paris vermag". In der Auftaktepisode fragt sie ihren Verlobten also: "Hast du meinen Vater um Erlaubnis gefragt?" oder: "Unsere Beziehung in drei Wörtern?"

Zusammen mit der Radioplattform iHeart Media und ihrer eigenen Firma London Audio produziert Hilton insgesamt sieben Podcasts, von denen sie aber nur einen selbst moderiert. Die anderen Projekte sollen in den kommenden drei Jahren herauskommen. "Ich war immer vorne dabei, wenn es um Reality TV, Social Media oder darum, als DJ aufzulegen, ging, und jetzt glaube ich, dass Stimme und Audio der nächste Bereich ist", sagte Hilton vorab in einem Interview. Als wären Podcasts etwas völlig Neues. An wen richtet sich die Millionärin und ehemalige Influencerin, die laut New York Times mehr als 40 Millionen Follower auf Social Media haben soll?

Im vergangenen Oktober hatte Hilton eine Youtube-Dokumentation mit demselben Titel, "This is Paris", herausgebracht, die fast 20 Millionen Mal aufgerufen wurde. In dem Film will sie sich von ihrer wahren, authentischen Seite zeigen und das Trauma ihrer Jugend aufarbeiten. Auch im Podcast gibt sie sich vermeintlich nahbar, will aber nicht nur plaudern, sondern auch Geld verdienen.

Mit sogenannten "Podposts", wie Hilton sie nennt, soll ihr Podcast wie Social-Media-Posts wirken. So gibt sie unter "That's hot" Produktempfehlungen ab, Kulturtipps firmieren unter "Loves it", und unter "This is my hotline" beantwortet Hilton Fragen ihrer Fans.

Wenn sie doch nur was zu erzählen hätte. Aber so wirkt ihr jüngstes Projekt wie der verzweifelte Ruf eines Neunzigerjahre-It-Girls: "Hallo, ich bin auch noch da." Und so verursacht auch die Ankündigung eines Paris-Hilton-Podcasts zuverlässig mehr Wirbel als der Podcast selbst. Vielleicht wirkt das alles eben doch zu perfekt.

This is Paris, auf Spotify

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